Discussion:
Sitzplaetze fuer Schwerbehinderte
(zu alt für eine Antwort)
Klaus Behrendt
2005-09-14 22:03:15 UTC
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Hallo,


wer darf eigentlich auf den mit einem Plus (kann auch als Kreuz
interpretiert werden) gekennzeichneten Plätzen in Zügen der DBAG und
Verkehrsmitteln der örtlichen Verkehrsunternhemen sitzen bzw. für wen
müssen diese Plätze von Nichtbehinderten ggf. geräumt werden?

Gelegentliche z.T. recht lautstarke Auseinandersetzungen (nein, ich war
nicht beteiligt, sondern nur Ohrenzeuge) lassen vermuten, dass es hier
Unklarheiten gibt.

Stehen diese Plätze jedem Schwerbehinderten zu oder ist ein bestimmter
GdB oder das Merkzeichen G oder gar aG erforderlich? Wo ist das
geregelt? Gibt es eine einheitliche Regelung bei DBAG und örtlichen
Verkehrsunternehmen oder definiert jeder den kreis der Berechtigten
anders?


TIA und Grüße
Klaus
--
Instant Human. Just add Coffee.
Oliver S. Kaiser
2005-09-15 13:12:55 UTC
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Reservieren darf man diese Plätze als "Schwerbehindeter Mensch",
sprich mit einem Grad der Behinderung von mind. 50 %. Das trifft also
auf jeden Inhaber eines Schwerbehindertenausweises zu.


Bedeutet auch: wer in einem Verkehrsmittel mit dem
Schwerbehindertenausweis winkt, dem ist der gekennzeichnete Sitzplatz
frei zu machen.

Natürlich kann man geteilter Meinung darüber sein, ob dies
"moralisch" auch für z.B. Gehörlose oder Menschen mit künstlichem
Darmausgang gelten muss...

Für die DB (aus http://pep.bahntarif.de/personen.html) gilt:
"Abteile/Plätze für Schwerbehinderte Menschen sind bei Bedarf für
diese Personengruppen zu räumen." Erst mal "besetzen" darf folglich
auch jedermann/frau, so lange kein Bedarf besteht.

Für örtliche Verkehrsunternehmen gilt i.d.R. die allgemeinere
Formulierung
"Sitzplätze sind für Schwerbehinderte, in der Gehfähigkeit
beeinträchtigte, ältere oder gebrechliche Fahrgäste, werdende
Mütter und Fahrgäste mit kleinen Kindern freizugeben." (z.B.
http://www.rmv.de/coremedia/generator/RMV/Tarife/Befoerderungsbedingu...,

http://www.vbbonline.de/index.php?cat=2&sCat=23&id_language=1).

Diese Formulierung deutet auf die Mitwirkung jedes Fahrgastes auf jedem

Sitzplatz hin: wer wackelig auf den Beinen ist oder Kinder hüten muss,

dem sollte ein Sitzplatz angeboten werden.
Das ist ja auch das "normale", gesellschaftlich erwartete Verhalten.
Dass dies nicht immer der Fall ist, steht auf einem anderen Blatt und
ist sicher nicht diskussionswürdig (Verrohung der Sitten usw. usf.)

- Oliver -

Fahrpläne und Verspätungen mit Handy oder PC ermitteln:
http://www.bus-und-bahn-im-griff.de/
Andreas Fuhrmann
2005-09-26 12:24:54 UTC
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Hallole miteinander,

Ich selbst hab eine Sehbehinderung, und somit auch einen betreffenden
Ausweis.

Eine kleine Geschichte, als die Straßenbahn Linie 15 noch nach
Stuttgart Freiberg fuhr:

Ich stieg immer in der Endastion, wo ich mit dem Buss ankam, hinten in
die 15 ein, und setzte mich auf den nächst besten voerwärts-Platz, der
auch noch ein Schwerbehinderten-Platz war.
Eines Tages ließ ich mich von einem alten Herren mit Schlapphut
einschüchtern, der mit mit einer zusammengerolten Plastiktüte
unmissverständlich klar machte, dass er auf den Platz wollte. Ich war
so erschrocken, dass ich aufstand.
Am nächsten Tag holte ich kurz vor der Landesversicherungsanstallt
meinen Ausweis raus, und da stieg der Typ doch wieder ein: "Du darfsch
doch do garnet sitza!!" maulte er. Ich hielt ihm meinen Ausweis unter
die Nase, und meinte: "Doch, darf ich". Er sagte nix mehr, und setzte
sich mir gegenüber.
Als ich dann an der Tapachstraße aus stieg, setzte er sich auf den
Vorwärts-Platz.
Das war nun fast täglich der Fall, dass er sich zuerst mir gegenüber
setzte, bis die Stadtbahn-Linie U5 eingeweiht wurde. Da sah ich ihn
beim Aussteigen doch tatsächlich auf einem "normalen" Platz, und sagte
ihm, dass sei ja kein Schwerbehinderten-Platz. Darauf meinte er: "Des
macht nix, do henna hots gnug Platz!"

Seit dem lass ich mich nichtmehr durch solche aktionen von so einem
Platz verjagen. Nur gegen Höflichkeit oder wenn ich selbst erkenne,
dass jemand an Stöcken daher kommt, oder alt und wackelig, räume ich
den Platz. Immerhin hab ich es mit den Augen, und nicht mit den Füßen.

Aber auch Leute mit Stock wollen stehen. Beim letzten Lichterfest auf
dem Killesberg kam jemand auf Grücken rein. Ich wollte der Person
(obwohl kein Schwerbehindertenplatz) meine Sitzgelegenheit anbieten,
wollte er den nicht annehmen, und lehnte sich an die Tür zur
Fahrerkabine. Für mich war der Fall geklärt, wer nicht will hat
gehabt. Ein anderer Fahrgast zankte mit der Person noch rum, bis der
sich dann setzte.

Nur einmal, als ich einen anderen Zug auf Grund einer Zugverspätung
nehmen musste, für den ich keine Platzreservierung hatte habe ich
einen solchen Platz in Anspruch genommen, denn von Heidelberg nach
Düsseldorf wollte ich nicht stehen. Es gab aber einen freien Platz,
also musste ich niemand fortjagen.

Ich wende ansonsten eine Tacktik an, um nicht aufstehen zu müssen:
Ich stelle mich so auf dem Bahnsteig, wo sich beim Halt der Bahn die
Tür befindet, und dann mit als erster einsteigen zu können. Dann so
bald ich rein kann, in die Mitte, oder ganz nach vorne vorwärts ans
Fenster. Da ist die Gefahr, den Platz für andere Personen räumen zu
müssen weniger groß! :-))
Funktioniert, seit dem die Markierungen da sind, nimmer ganz so gut.

Grüßle AFu
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Andreas Fuhrmann
Radio Neckar im Freien Radio für Stuttgart
jeden vierten Sonntag Ultra-Rock mit AFu
http://radioneckar.de
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