Guten Abend,
Post by Hannes KuhnertDu meinst sicher wieder mal die Reichsstraße und die Limbacher Straße.
Oder die Dresdner Straße ab der waisenstraße bis zur "Sachsenallee", die
bereits Mitte der nennziger Jahre autogerecht umgebaut wurde.
Die
Post by Hannes KuhnertReichsstraße ist Teil des inneren Stadtrings. Oben auf dem Berg, wo die
beiden dreispurigen Abschnitte zusammentreffen, ist sie vierspurig
ausgeführt, das ist wirklich nicht schön. Auf der Limbacher Straße hat man
es mit Parkplätzen und Busbuchten, damit die Autos am stehenden Bus
vorbeifahren können, einfach übertrieben. Auf beiden Straßen hat man
glücklicherweise größtenteils auf Radwege verzichtet, die Radwege im
hinteren Teil der Limbacher Straße zeigen jedoch, dass das
höchswahrscheinlich leider nur an mangelndem Platz liegt.
Die übliche üble Herangehensweise: Fußwege werden als frei verfügbare
Restflächen gesehen, die man schnell dem Autoverkehr zuschlagen kann. Am
wichtisgsten ist die Unterbringung des Autoverkehrs. Danach kommt lange
nichts und ganz am Schluss Fussgänger und vielleicht Radfahrer. Und dann
meist so, dass man diese so kanalisiert, damit bloß nicht die freie
Fahrt des Autos behindert wird.
Post by Hannes KuhnertPost by Ingolf BergerIn der Innenstadt werden im Rahmen ihrer Neugestaltung mehrere tausend (!)
Parkplätze in Tiefgaragen und Parkhäusern gebaut.
Wenigstens sind die meisten von privaten Investoren gebaut worden und
wenigstens erhebt die Stadt schon für fast alle Parkplätze Gebühren und
wenigstens sind die meisten Parkgebühren so hoch, dass es schon Ärger von
der Pseudo-Presse gab.
Das ändert leier kaum was daran, dass mit den neuen Parkflächen auch
massenhaft Autofahrer in die Stadt gelockt werden. Hinzu kommt, dass man
alles daran setzt, die Parkplätze auch besonders auffällig sichtbar im
Stadtbild zu platzieren, damit jeder auch merkt: Du bist mit deinem Auto
hier höchst erwünscht. Ein besonders schlimmes Beispiel ist das Parkhaus
am Ende des Rosenhofes an einer eigentlich städtebaulich äußerst
sensiblen Stelle. Hier endet die Blickachse aus mehreren zuführenden
Straßen, wenn man in die Stadt kommt: Zwickauer, Neefe-, Stollberger
Straße. Anstelle, dass man hier durch eine städtebaulich intelligente
Anordnung von Gebäuden eine anspruchsvolle Torsituation schafft, die
einen Blick in die innere Stadt erlaubt (Fußgängerbereich) und die Leute
von außerhalb in die City lockt (unabhängig vom Verkehrsmittel, welches
sie wählen) hat die Chemnitzer Stadtplanung die plumpeste aller
Möglichkeiten gewählt: In die Blickachse baut man architektonsich
anspruchsloses Parkhaus. Immer nach dem Motte: Wir wollen noch mehr
Autoverkehr...
Post by Hannes KuhnertSchlimm ist dagegen, dass sich das Parkleitsystem auf die Innenstadt
beschränkt. Schon am Rand der Stadt sind Informationstafeln "Parken in der
Innenstadt" aufgestellt. Hinweise auf P+R-Plätze sind nicht integriert.
Irgendwas stimmt da nicht, das kann man doch gar nicht vergessen haben.
Wegweiser zu P+R-Plätzen gibt es nur in direkter Nähe der P+R-Stationen.
Und dann steht in der Zeitung, dass P+R kaum genutzt wird.
So etwas ist politisch eben nicht gewollt. Man will es dem Autokunden so
bequem wie möglich machen, das ist stadtpolitisch offen ausgesprochenes
Ziel ("Kofferraumeinkaufsideologie")
Post by Hannes KuhnertLöbtauer Brücke und Coventrystraße in Dresden? Leipzigs Straßenplanungen?
Dabei sind das nicht mal Millionenstädte.
Diese Stadte stehen da im nichts nach. Wobei Leipzig inzwischen, was
Neubaustraßen betrifft, noch übler ist als Dresden und Chemnitz.
Post by Hannes KuhnertWirklich schlimm ist ein gewisser Teil der Chemnitzer Straßenplanungen an
sich gar nicht. Zum Beispiel hat die Verbindung Neefestraße - Zwickauer
Straße an der Kappler Drehe den Verkehr tatsächlich auf ohnehin in den
letzten Jahren der DDR unschön ausgebaute Zwickauer Straße konzentriert.
Auf der Neefestraße ist es jetzt im stadtinneren Teil richtig ruhig. Auch
die Stollberger Straße ist teilweise viel schöner geworden.
Diese Maßnahmen gehen auch völlig in Ordnung, hier wird der Verkehr nur
anders abgeleitet - es entstehen in diesen Einzelfällen keine neuen
Flächen für den Autoverkehr, da man hier die "brachfallenden" Straßen
für den durchfahrenden Autoverkehr unattraktiv gestaltet (Abbindung)und
so einige Stadtquartiere partilell verkehrsberuhigt.
Verständnis
Post by Hannes Kuhnerthabe ich auch für den Südverbund Neefestraße - Zschopauer Straße. Absoluter
Wahnsinn in Zeiten knapper Kassen und reine Autoverkehrsförderung ist
dagegen der fest geplante Abschnitt Zschopauer Straße - Augustusburger
Straße.
Den Abschnitt bis zur Zschopauer Straße könnte man noch unter dem
Hinweis auf den Durchgangsverkehr von den nördlich und westlich
vorbeiführenden Autobahnen in Richtung Erzgebirge erklären. Jedoch
sollte man sich nicht zu viel davon versprechen. Weit über 90% des
Verkehrs ist von den Chemnitzern selbst in der eigenen Stadt gemacht.
Von Anfang an gibt es Verkehrsbelegungsprognosen, die den Ring vor allem
als zusätzliches Verkehrsangebot für den Stadtverkehr sehen. So werden
einige Ausfallstraßen (die man nach offizieller Lesart durch den Ring
entlasten möchte)künftig noch mehr durch den Autoverkehr belegt als
heute, da viele Städter eben statt durch die City (die in Chemnitz
extrem autofreundlich ist) über den Ring fahren. Un in die City selbst
fahren noch mehr mit dem Auto, da eben so viele zusätzliche Parkplätze
und neue Straßen das ja einem erleichtern.
Der Abschnitt Zschopauer Straße - Augustusburger Straße soll m.E. vor
allem deswegen
"durchgepeitscht" werden, um den Druck auf den vollen Ringschluss im
Ostenzu erhöhen, da der Verkehrswert
dieses Abschnittes ohne Weiterbau nur sehr gering ist. Man will schon
einmal volendete Tatsachen schaffen.
Dieser Abschnitt ist übrigens auch stadträumlich eine absolute
Katatsrophe: Mit seiner Führung zwischen "Adelsberg" und "Beimlergebiet"
wird in den heutigen Grünraum eine laute Schneise geschlagen. Sowohl das
dörfliche Adelsberg als auch die Großsiedlung werden darunter leiden und
es werden Wegzüge aus den verlärmten Bereichen erfolgen.
Post by Hannes KuhnertGenau das ist es: Das Missverhältnis in der Umsetzung von Straßenbau- und
Straßenbahnbauvorhaben. Die Planungen für die Straßenbahn sind gar nicht
schlecht, ich denke da auch an den Bereich Hauptbahnhof.
Die Planungen für die Bahn werden auch immer weiter abgespeckt.
Nach mir bekanntem Stand sind nur noch die Strecken Leipziger Straße
(höhere Priorität) und irgendwann einmal Schönau-Siegmar und vielleicht
die nördliche Straße der Nationen vorgesehen.
Von den sinnvollen Verlängerungen Richtung Hilbersdorf (über die
Frankenberger Straße und nicht abseits der Siedlung über die Eisenbahn)
oder Limbacher Straße hört man nichts mehr. Gescheige denn von der
Heinrich-Schütz-Straße. Alles Strecken, die schon einnmal da waren und
auch heute noch Sinn machen würden, da sie dicht bebaute Gebiete befahren.
Post by Hannes KuhnertDaher die Liniennummer 56. Da frage ich mich nur noch, ob sie 5 oder 6 Tage
in der Woche verkehrt. ;)
Zwei alte Frauen, gestern gesehen. Die verkehrliche Bedeutung der Linie 56
ist allerdings der ihrer Vorgänger 55 Kliniklinie und 77 City-Bus ähnlich,
nämlich nahe Null. Fast alle Ziele sind mit einem kurzen Fußweg von
richtigen Bus- und Bahnlinien aus viel schneller erreichbar. Die
Kleinbus-Linien sind nur was für alte Leute. Ich nehme mal an die Fahrten
liegen von 10 bis 16 Uhr im Stundentakt.
Nicht einmal dafür reicht es...
Aber diese Linie soll dem Vernehmen nach tatsächlich erst recht spät in
die Planung als Notersatz aufgenommen worden sein. Ich vermute trotzdem,
dass dieses Minimalangebot eher dafür geeignet ist, zu beweisen, dass
man diese Linie nicht braucht.
Besonders schlimm sehe ich das, weil diese Linie durch Gebiete fährt,
die in den letzten Jahren wieder eine größere Bedeutung erlangt haben,
aber keinen adäquaten ÖPNV-Anschluss haben. So ist der Schlossberg in
Teilbereichen wieder ein sehr beliebtes, innenstadtnahes Wohngebiet
(ausgerechnet die Bereich weit weg von der "21" in der Leipziger Straße)
und der Bereich hat eine große Bedeutung im Freizeitverkehr bekommen:
Schlossbergmuseum oder die Kneipenmeile zum Schlosstecih hinunter als
neue Einrichtungen ergänzen die Freizeitziele im Küchwald um am
Schlossteich selbst. Das entspricht leider dem Chemnitzer Öffentlichen
Verkehrssystem, welches nur recht zögerlich die Stadtentwicklung nach
1990 nachvollzieht: das wichtisgte innerstädtische Freizeitgebeit ist
ohne ÖPNV. Da wird man nie auch nur einen Fahrgast gewinnen.
Aber eine Untersuchung des Netzgefüges des CHemnitzuer Nahverkehrs ist
schon ein anderes Thema...
Viele Grüße
Ingolf