Discussion:
Mieser Stadtverkehr Chemnitz
(zu alt für eine Antwort)
Thomas Purkert
2003-12-15 20:40:51 UTC
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Ich browse gerade wg. Fahrplanaenderungen 14.12.03 durchs Netz und
kam zufaellig auch grad auf die CVAG-Seite.

Und siehe da: Ausserhalb der Morgen-HVZ nur noch 15-Minutentakt bei
der Strassenbahn und den Buslinien, 20 Minuten ab 18:30.

War bislang nur der Abendverkehr ein Witz, ist es dies fuer die
Hauptverkehrsachsen einer Stadt mit 250k Einwohner erst recht....

Bei solchen Takten kommt man bald ja an die Grenze, wo man die
Trams gegen Gelenkbusse tauschen kann....


TP
Ingolf Berger
2003-12-16 13:13:39 UTC
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Post by Thomas Purkert
Ich browse gerade wg. Fahrplanaenderungen 14.12.03 durchs Netz und
kam zufaellig auch grad auf die CVAG-Seite.
Und siehe da: Ausserhalb der Morgen-HVZ nur noch 15-Minutentakt bei
der Strassenbahn und den Buslinien, 20 Minuten ab 18:30.
War bislang nur der Abendverkehr ein Witz, ist es dies fuer die
Hauptverkehrsachsen einer Stadt mit 250k Einwohner erst recht....
Bei solchen Takten kommt man bald ja an die Grenze, wo man die
Trams gegen Gelenkbusse tauschen kann....
Bei der Chemnitzer Verkehrspolitik ist es eigentlich ein Wunder, dass man
die Straßenbahnen nicht stillegt.
Chemnitz hat unter den (ost-)deustchen Großstädten inzwischen einige
traurige Rekordwerte:
den geringsten ÖPNV-Anteil am Modal-split: 15% (zum Vergleich das etwas
gleichgroße Halle hat ca. 23%) und den höchsten Autoanteil. Auch der
Radverkehr fristet ein Schattendasein von so unter 5%.

Die Stadt setzt außerdem alles daran, dass sich der Autoverkehr erhöht. So
wird wenige hunderte Meter neben einem bis zu einem achtspurigen
Innenstadtring eine weitere vier-bis sechsspurige Halbringstraße gebaut.
Außenrum entsteht zusätzlich ein weitgehend kreuzungsrfeier
Schnellstraßenring. Straßen in alten Gründezeitquartieren werden wie in den
sechziger Jahren überformt: die Fußwege werden auf bis zu einem Meter Breite
zurückgebaut, um Abbiegespuren und Parkplätze unterzubringen.
In der Innenstadt werden im Rahmen ihrer Neugestaltung mehrere tausend (!)
Parkplätze in Tiefgaragen und Parkhäusern gebaut.
Trotz schrumpfender Bevölkerung werden in Chemnitz Straßen gebaut, die so
manche Millionenstadt nicht bauen würde.

Das Straßenbahnnetz widerum erstreckt sich nur auf den Süden und Südosten
der Stadt. Für eine einzige Neubaustrecke (Stollberger Straße) braucht man
bis zu 14 Jahre (1990-2004) und die Ausbauplanungen sind ohnehin recht
gering und zeitlich kaum datiert.
Die Stadtbahn nach Stollberg ist da schon ein regelrechtes Wunder, dass sie
gebaut wurde.

Das Ganze wirkt sich auch auf die Angebotspolitik im ÖPNV aus. So fuhren bei
meinem wegzug aus Chemnitz (1997) auf meinem Streckenast (Richtung Gablenz)
tagsüber die Bahnen noch alle 5 Minuten (Linien 1 und 6) - seit heute sind
es nur noch ein 15-Minuten-Takt (Linie 5). Chemnitz dürfte somit nichgt nur
noch die Stadt im Vergleich mit etwa gleichgroßen Städten mit dem
schlechtestenAbendverkehr sin (Alle 60 Minuten) sondern auch mit dem
miesesten Straßenbahntakt (alle 15 Minuten selbst im
Nachmittagsberfufsverkehr, Linienüberlagerungen gibt es fast gar nicht).

Noch besser ist nur die neue Quartierslinie 56, die sogar einige dichte
Gründerzeitquartiere am Rande (Schloßberg) sowie einige freizeitrelevante
Ziele (Küchwald) sowie Krankenhäuser bedient: das Angebot besteht aus so ca.
5-6 Fahrten pro Tag. Wer soll da mitfahren ????

Viele Grüße
Ingolf
Thomas Purkert
2003-12-16 13:32:09 UTC
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Ich vermute mal, da wird man gleich mal die restlichen Tatras loswerden
wollen....
Und wenn die Bahnen dann platzen: "sorry, wir wuerden ja gerne dichtere
Takte
fahren, aber wir haben keine Zuege....." :-((((

Chemnitz macht den gleichen Fehler wie frueher westdeutsche Staedte, nur,
hier
sind die Strecken eigentlich recht modern und vom Autoverkehr separiert...

TP
Knut Ochdorf
2003-12-16 15:56:51 UTC
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Post by Thomas Purkert
Ich vermute mal, da wird man gleich mal die restlichen Tatras loswerden
wollen....
Und wenn die Bahnen dann platzen: "sorry, wir wuerden ja gerne dichtere
Takte
fahren, aber wir haben keine Zuege....." :-((((
Oder: "Es wird kein dichter Takt bestellt."
Post by Thomas Purkert
Chemnitz macht den gleichen Fehler wie frueher westdeutsche Staedte, nur,
hier sind die Strecken eigentlich recht modern und vom Autoverkehr
separiert...
Auch von den Fahrzeugen kann man nichts schlechtes sagen.

Aber bei so einer Politik kann man auch nichts anderes erwarten.

Knut
Thomas Purkert
2003-12-16 17:58:01 UTC
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Post by Knut Ochdorf
Post by Thomas Purkert
Ich vermute mal, da wird man gleich mal die restlichen Tatras loswerden
wollen....
Und wenn die Bahnen dann platzen: "sorry, wir wuerden ja gerne dichtere
Takte
fahren, aber wir haben keine Zuege....." :-((((
Oder: "Es wird kein dichter Takt bestellt."
Post by Thomas Purkert
Chemnitz macht den gleichen Fehler wie frueher westdeutsche Staedte, nur,
hier sind die Strecken eigentlich recht modern und vom Autoverkehr
separiert...
Auch von den Fahrzeugen kann man nichts schlechtes sagen.
Aber bei so einer Politik kann man auch nichts anderes erwarten.
Braunschweig steht Chemnitz auch in fast nichts nach, die BSVAG hat die
Strassenbahntakte auch seit Einfuehrung der sog. Twinlines fast halbiert.
Tagsueber 30min-Takt statt alle 20 Minuten.
Durch das Twinlinekonzept somit tagsueber alle 10-15 Minuten statt
7,5/10 ein Zug. Schwach.

Augsburg, aehnliche Einwohnerzahlen wie C und BS: tagsueber _durchgehender_
5-Min-Takt auf den Trams, abends alle 15 Minuten. Ob das mit den langen
Combinos so auf Dauer bleibt, weiss ich net.
Aber die Einfuehrung des 5er-Takts hatte ganz massive Fahrgastzuwaechse
gebracht, so dass die kleineren Einheiten trotz des dichten Takts zu wenig
Personen aufnehmen koennen. Besonders schlimm: die GT6M (also die gleichen
Nf-Wagen, die auch BS hat).

TP
Hannes Kuhnert
2003-12-20 09:50:34 UTC
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Post by Thomas Purkert
Braunschweig steht Chemnitz auch in fast nichts nach,
Genau, Chemnitz hat eine Regionalstadtbahn.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Sven Herzfeld
2003-12-21 12:49:00 UTC
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Post by Thomas Purkert
Braunschweig steht Chemnitz auch in fast nichts nach, die BSVAG hat die
Strassenbahntakte auch seit Einfuehrung der sog. Twinlines fast halbiert.
Tagsueber 30min-Takt statt alle 20 Minuten.
Dafür träumt man ja von der Regionalstadtbahn. Außerhalb von
Leiferde, dem Nordwesten Wolfenbüttels und dem Raum
Linden-Schöppenstedt hat nur kaum jemand was davon ...

Irgendwer hat neulich Braunschweig und Hannover verglichen, mit dem
Resultat, Braunschweig wäre noch im Mittelalter.

Sven
Gunter Oley
2003-12-25 09:53:17 UTC
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Post by Thomas Purkert
Braunschweig steht Chemnitz auch in fast nichts nach, die BSVAG hat die
Strassenbahntakte auch seit Einfuehrung der sog. Twinlines fast halbiert.
Tagsueber 30min-Takt statt alle 20 Minuten.
[...]
Post by Thomas Purkert
Augsburg, aehnliche Einwohnerzahlen wie C und BS: tagsueber _durchgehender_
5-Min-Takt auf den Trams, abends alle 15 Minuten. Ob das mit den langen
Combinos so auf Dauer bleibt, weiss ich net.
Ausnahme in Augsburg: in den Ferienzeiten fährt die Bahn imho "nur"
alle 7,5 Minuten. Nach meinem Gefühl ist das im wesentlichen auch
berechtigt. Dass sich wegen der langen Combinos am Takt was ändert,
ist derzeit meines Erachtens nicht zu befürchten, denn die sind meist
recht gut gefüllt, während alle anderen Fahrzeugtypen sich zur
gleichen Uhrzeit eher dem Status Sardinenbüchse annähern.

Während Chemnitz (und halt wohl auch Braunschweig) in Bezug auf
Straßenbahn einigermaßen dämlich agiert (teils allerdings auch aus
inzwischen historischen Gründen), empfinde ich Augsburg (jetzt wohl
etwas mehr als 240.000 Einwohner, über die Linie 3 wird auch der Markt
Stadtbergen mit mehr als 10.000 Einwohnern angebunden) bezüglich
Streckennetz und Taktdichte als ziemlich vorbildlich. Da hat sich in
den letzten Jahren unter städtischer CSU-Regierung viel Positives
getan, was auch der seit reichlich einem Jahr regierende so genannte
"Regenbogen" - ein recht bunter Mix von teils lokalen politischen
Gruppierungen, an der Spitze die SPD mit ihrem neu ins Amt gekommenen
OB - als positiv anerkennt.

Auf dieser Basis soll nämlich aufgebaut werden. Es gibt inzwischen
Debatten um weitere neue Strecken (z.B. nach Hochzoll) sowie um einen
Umbau des Hauptbahnhofs einschließlich einer verbesserten Anbindung
der Straßenbahnstrecken. Wenn ich mal etwas Muße habe, fasse ich die
aktuellen Diskussionen mal hier zumsammen, in einigen Punkten kratze
ich mich nämlich nachdenklich am Kopf, was denn die sinnvollste Lösung
sein könnte, es gibt da so einiges Für und Wider, zu denen es hier
sicher ein paar kompetente Meinungen gibt.

bye Gunter
--
Gunter Oley, Augsburg
***@gmx.de
Hannes Kuhnert
2003-12-21 22:30:10 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Ich vermute mal, da wird man gleich mal die restlichen Tatras loswerden
wollen....
Man braucht sie für den morgendlichen Zehn-Minuten-Takt. Aber warum die CVAG
ab 9:30 Uhr nicht komplett niederflurig fährt, ist mir schleierhaft. Damit
könnte man doch prima Werbung machen. Auf eine entsprechende Anfrage bekam
ich keine Antwort.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Adrian Thomale
2003-12-18 15:28:13 UTC
Permalink
Post by Ingolf Berger
Die Stadt setzt außerdem alles daran, dass sich der Autoverkehr erhöht. So
wird wenige hunderte Meter neben einem bis zu einem achtspurigen
Innenstadtring eine weitere vier-bis sechsspurige Halbringstraße gebaut.
Außenrum entsteht zusätzlich ein weitgehend kreuzungsrfeier
Schnellstraßenring. Straßen in alten Gründezeitquartieren werden wie in den
sechziger Jahren überformt: die Fußwege werden auf bis zu einem Meter Breite
zurückgebaut, um Abbiegespuren und Parkplätze unterzubringen.
In der Innenstadt werden im Rahmen ihrer Neugestaltung mehrere tausend (!)
Parkplätze in Tiefgaragen und Parkhäusern gebaut.
Trotz schrumpfender Bevölkerung werden in Chemnitz Straßen gebaut, die so
manche Millionenstadt nicht bauen würde.
Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, haben die "gepennt"?
Der Trend i.A. ist doch eher umgekehrt, oder?

Ich bin ich Freiburg groß geworden und nach einigen Jahren Karlsruhe
in den 90-er wieder hier. Egal ob KA oder FR, man muß schon zusehen,
daß man manchmal einen guten Stehplatz ergattert.

Auf manchen Linien wird <= 5min-Takt gefahren und die Strabas sind
noch immer voll. Selbst Abends.
Seit einigen Jahren wird z.B. in FR sogar auch Silvester nachts
komplett durchgefahren (dann aber "nur" stündlich). Letzes Jahr fuhr
ich mit einer gegen 2:00 gen Innenstadt. Die GT8 war rappelvoll.

In Karlsruhe weiß man schon nicht mehr, wie man den dichten Takt durch
die Innenstadt aufrecht erhalten soll, so daß dann eine U-Strab her
muß! Wobei man in KA, bedingt durch die Spurbreite, aus den Dörfern
mit der "Straßenbahn" sogar direkt in die Innenstadt von KA fahren
kann. Afaik gibt es auch schon direkte Stadt-Stadt Verbindungen wie
Heilbronn-Karlsruhe.

Mittlerweile, wohl im Gegensatz zu Chemnitz, will man hier in FR in
den nächsten Jahren einen halben Innenstadtring für Autos sperren und
dort eine weitere Straßenbahnlinie bauen und den Ring als weitere
Fußgängerzonen mit Läden einrichten.

Die Gelder sind auch hier sehr knapp, man muß auch Kompromisse machen,
die sehen dann aber so aus, daß die Projekte zeitlich in die Länge
gezogen werden. Und FR ist zudem noch recht klein, das schnellste
Verkehrsmittel hier ist praktisch das Rad. (Radanteil um die 28%)

Mehr Infos gibt es z.B.
http://www.freiburg.de/download/verkehrsentwicklungsplan/vep_analysebericht.pdf
Interessant sind die Seiten 19ff
Gerade der Vergleich mit anderen deutschen und schweizer Städten
spricht für sich. In Städten wie Basel oder Zürich (mit dichtem
Straßenbahnnetz) liegt der Anteil des OPNV's sogar bei > 30%.
Afaik ist in Zürich es schon lange gang und gäbe als "Geschäftsmann"
mit Anzug und Krawatte Straßenbahn zu fahren.

Deshalb schockt mich Dein Bericht, liest sich wie aus den 70-er Jahren
:-(

Grüße, Adrian
Thomas Purkert
2003-12-18 18:05:45 UTC
Permalink
Post by Adrian Thomale
Post by Ingolf Berger
Die Stadt setzt außerdem alles daran, dass sich der Autoverkehr erhöht. So
wird wenige hunderte Meter neben einem bis zu einem achtspurigen
Innenstadtring eine weitere vier-bis sechsspurige Halbringstraße gebaut.
Außenrum entsteht zusätzlich ein weitgehend kreuzungsrfeier
Schnellstraßenring. Straßen in alten Gründezeitquartieren werden wie in den
sechziger Jahren überformt: die Fußwege werden auf bis zu einem Meter Breite
zurückgebaut, um Abbiegespuren und Parkplätze unterzubringen.
In der Innenstadt werden im Rahmen ihrer Neugestaltung mehrere tausend (!)
Parkplätze in Tiefgaragen und Parkhäusern gebaut.
Trotz schrumpfender Bevölkerung werden in Chemnitz Straßen gebaut, die so
manche Millionenstadt nicht bauen würde.
Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, haben die "gepennt"?
Der Trend i.A. ist doch eher umgekehrt, oder?
Ich bin ich Freiburg groß geworden und nach einigen Jahren Karlsruhe
in den 90-er wieder hier. Egal ob KA oder FR, man muß schon zusehen,
daß man manchmal einen guten Stehplatz ergattert.
Auf manchen Linien wird <= 5min-Takt gefahren und die Strabas sind
noch immer voll. Selbst Abends.
Und das trotz Combinos mit 42m Laenge!
Mit dichten Takten, Vorrangschaltung und bei guter Erschliessung wird
eine moderne Strassenbahn sehr stark angenommen.

IMO auch das richtige Konzept. Die Tram muss so attraktiv sein, das
man damit fahren _will_, nicht muss. Nur so sind dauerhafter Erfolg
und damit auch Einnahmen gewaehrleistet.

Versuche, mit Taktausduennungen a la Chemnitz Zuschuesse zu sparen,
gehen mittelfristig nach hinten los. Der heutige Normalbuerger ist
halt nicht mehr auf die Tram angewiesen, und wenn es dann erst
lange Fahrplan lesen muss oder nach dem Einkauf 15 oder 20 Minuten
erst rumsteht, faehrt derjenige nicht mehr mit Oepnv.

Ich schaetze auch mal, wenn in C die 4er fertig ist, wird die 5er
weiter geduennt und statt dessen die 4er nach Gablenz gefuehrt.
Post by Adrian Thomale
Seit einigen Jahren wird z.B. in FR sogar auch Silvester nachts
komplett durchgefahren (dann aber "nur" stündlich). Letzes Jahr fuhr
ich mit einer gegen 2:00 gen Innenstadt. Die GT8 war rappelvoll.
Und die Freiburger 8Achser sind nicht gerade die kleinsten....
Post by Adrian Thomale
In Karlsruhe weiß man schon nicht mehr, wie man den dichten Takt durch
die Innenstadt aufrecht erhalten soll, so daß dann eine U-Strab her
muß!
Hoffentlich macht man sich damit nicht wieder einen Teil des Erfolgs
kaputt. IMO sollten dann die Ueberlandstrecken via Tunnel fahren
und die Stadtlinien oberirdisch.

TP
Dirk Grossmann
2003-12-20 12:51:47 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Ich schaetze auch mal, wenn in C die 4er fertig ist, wird die 5er
weiter geduennt und statt dessen die 4er nach Gablenz gefuehrt.
Der letzte Infostand ist, dass beide Linien Gablenz-Hutholz fahren
sollen. Man wird sicherlich so klug sein, Gablenz-Zentrum im über-
lagerten 7,5min-Takt zu fahren.

--
Dirk Großmann,
aus der Heimat.
Hannes Kuhnert
2003-12-20 23:10:04 UTC
Permalink
Post by Dirk Grossmann
Post by Thomas Purkert
Ich schaetze auch mal, wenn in C die 4er fertig ist, wird die 5er
weiter geduennt und statt dessen die 4er nach Gablenz gefuehrt.
Der letzte Infostand ist, dass beide Linien Gablenz-Hutholz fahren
sollen.
Mein letzter Infostand ist, dass die Linie 4 im Stadtzentrum enden soll.
Post by Dirk Grossmann
Man wird sicherlich so klug sein, Gablenz-Zentrum im über-
lagerten 7,5min-Takt zu fahren.
Das wäre ja reine Verschwendung, wenn man bedenkt, dass jetzt ein
15-Minuten-Takt reichen muss und die Bustakte bis aufs Letzte auf ein
wirres 10-/12-/15-/20-/30-Minuten-"System" gestreckt wurden. Einen Takt
dünner als 15 Minuten kann ich mir weder auf der 4 noch auf der 5
vorstellen, die Führung beider Linien nach Gablenz also auch nicht.

Sinnvoll dagegen fände ich die Führung einer der beiden Linien zum
Hauptbahnhof, vor allem weil im Heckert-Gebiet ein Drittel der Chemnitzer
wohnt. Dafür könnte die Linie 1 im Stadtzentrum enden, wofür man aber das
Einverständnis der Autobus Sachsen bräuchte, weil in Schönau
Regionalbuslinien enden und die Linie 1 dann nicht mehr am Busbahnhof
vorbeikäme.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Thomas Wedekind
2003-12-19 00:09:14 UTC
Permalink
Post by Adrian Thomale
Deshalb schockt mich Dein Bericht, liest sich wie aus den 70-er Jahren
:-(
Die Charakteristik dürfte treffend sein. Wir haben diese
Geschichte in Jena nämlich durch. Ich kenne die exakte Historie
bei Chemnitz nicht, aber in den meisten größeren DDR-Städten
entstanden Ende der 60er Jahre pompöse Umbaupläne zur
autogerechten Stadt, verbunden mit dem Namen des damaligen
Staatschefs Ulbricht. Der wollte westliche Stadtzentren und die
Prospekte in den sowjetischen Großstädten kopieren lassen. Die
Umsetzung dieser Konzepte wurde üblicherweise nach dem Wechsel
von der Ulbricht- zur Honecker-Ära Anfang der 70er abrupt
gestoppt, nur angefangene Projekte durften noch fertig gebaut
werden. Die Jenaer ALWEG-Bahn-Story hatte ich ja mal gepostet.

Nach der Wende (ich kann jetzt nur von Jena sprechen) kramte man
diese Planungen wieder aus und wollte dort weiter machen, wo man
vor 25 Jahren aufgehört hatte. Ich kann mich noch an das
jahrelange unversöhnliche Aufeinander-Einprügeln von Autolobby
und deren Gegnern in Stadtrat und Öffentlichkeit erinnern, als es
um die nachträgliche Umsetzung dieser Konzepte von vorgestern
ging. Es dauerte lange, bis sich das Blatt nachhaltig zugunsten
der Umweltlobby wendete; sicher auch im Charakter der Bevölkerung
(ausgesprochene Intellektuellen- und Studentenstadt) begründet.
ich wage mal zu behaupten, dass Chemnitz ins andere Extrem
verfallen ist, warum auch immer. Andererseits: Läge Jena nicht im
Talkessel, fast ohne Entwicklungsraum, und würde die
Einwohnerzahl so schrumpfen wie in Chemnitz, oder hätten wir auch
nur richtig viel Geld... ich weiß nicht, wie es dann aussähe.

Wobei ihr Freiburger sowieso als unerreichbare Leuchten der
Verkehrspolitik jenseits von Gut und Böse lauft, wenn man dem
Volksmund trauen kann. Man kann euch höchstens in großem Abstand
nacheifern...
--
Grüße, Thomas (Mail-Reply: ***@tom-wedekind.de)
Adrian Thomale
2003-12-19 11:15:29 UTC
Permalink
Thomas Wedekind <***@privacy.net> wrote:

[...]
Post by Thomas Wedekind
werden. Die Jenaer ALWEG-Bahn-Story hatte ich ja mal gepostet.
Hast Du mir bitte eine Message-ID?
Post by Thomas Wedekind
Wobei ihr Freiburger sowieso als unerreichbare Leuchten der
Verkehrspolitik jenseits von Gut und Böse lauft, wenn man dem
Volksmund trauen kann. Man kann euch höchstens in großem Abstand
nacheifern...
:-)
Ich war mir nicht bewußt, daß es wo anders nicht so gut läuft, kenne
halt nur das Netz von KA und FR ausführlicher, wobei ich, bedingt
durch die Spurbreite, das Netz in KA richtig genial finde.

Was ich weniger gut finde, vergleichsweise harmlos hingegen, sind die
rumpelnden Combinos. Da scheint mir die konsequente Niederflurbauweise
doch zu Lasten des Comforts zu gehen.
Aber im Zweifel lieber mehr Strecken und eine dichte Taktfolge :-)

Grüße, Adrian
Gunter Oley
2003-12-25 09:55:02 UTC
Permalink
Am Fri, 19 Dec 2003 12:15:29 +0100, Adrian Thomale
Post by Adrian Thomale
Was ich weniger gut finde, vergleichsweise harmlos hingegen, sind die
rumpelnden Combinos. Da scheint mir die konsequente Niederflurbauweise
doch zu Lasten des Comforts zu gehen.
Da punktet nach meiner Erfahrung ausnahmsweise Chemnitz - der
Fahrkomfort der dortigen Variobahnen ist nicht so leicht zu
übertreffen. Da hat wohl bei der Fahrzeugauswahl der
nutzwertorientierte Stil der Chemnitzer Ingenieurtradition die
Scheinwelt des neumodischen Marketing-Business' ausgetrickst,
zugunsten der Fahrgäste.
Post by Adrian Thomale
Aber im Zweifel lieber mehr Strecken und eine dichte Taktfolge :-)
Mehr Strecken und eine dichte Taktfolge mit kundenfreundlichen
Fahrzeugen. :-)

bye Gunter
--
Gunter Oley, Augsburg
***@gmx.de
Ingolf Berger
2003-12-19 20:09:03 UTC
Permalink
Post by Adrian Thomale
Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, haben die "gepennt"?
Der Trend i.A. ist doch eher umgekehrt, oder?
Mittlerweile, wohl im Gegensatz zu Chemnitz, will man hier in FR in
den nächsten Jahren einen halben Innenstadtring für Autos sperren und
dort eine weitere Straßenbahnlinie bauen und den Ring als weitere
Fußgängerzonen mit Läden einrichten.
Deshalb schockt mich Dein Bericht, liest sich wie aus den 70-er Jahren
Wir sind aber am Beginn des 21. Jahrhunderts und feiern in vielen Regionen
inzwischen leider ein "Roll-back" in der Verkehrspolitik: Gewünscht ist mehr
Autoverkehr und weiterer Straßenbau. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf
Ostdeutschland (wo man ja jetzt sicherlich bestimmte Vorurteile herauskramen
könnte im Sinne " der wilde und unzivilisierte Osten" sondern der Trend
erstreckt sich immer mehr auf die gesamte Bundesrepublik.
Negative Beispiele gibts da auch aus dem Ruhrgebiet (in Bochum werden in der
Innenstadt eine Unmenge von Tiefgaragenplätzen gebaut), im Rheinland (wie in
Köln öffentlichkeitswirksam "Starenkästen" zugehangen oder gleich abgebaut
werden und in nach Hamburg, wo der Ex-Schill-Partei-Verkehrssenator stolz
auf das Entfernen von Pollern von Fusswegen ist oder im Stadtgebiet Tempo 60
einführen möchte. Nicht zuletzt genannt werden sollte die absurde
Bundesratsinitiative wonachdass die ersten 30 Minuten Parken kostenlos sein
sollen.
Von einer Zurückdrängung oder zumindest Kanalisierung des Autoverkehrs ist
heute nur noch in sehr wenigen Fällen die Rede. Untersucht man
Stadtverkehrsentwicklungskonzeptionen z.B. in Ostdeutschland, so kann man
zwei Grundtypen entdecken, deren Zusammenfassung (vereinfacht) so
darstellbar ist:
Typ 1: Das Automobil ist das wichtigste Verkehrsmittel. Um die Städte
attraktiv (im Wettbewerb zum Umland) zu gestalten, muss jeder Ort in der
Stadt möglichst schnell mit dem Auto erreicht werden können. Dazu gehören
neue Straßen sowie neue Parkplätze, insbesondere in der Innenstadt möglichst
nah an den Geschäften. Der ÖPNV ist lediglich eine Ergänzung zur
allumfassenden Mobilität mit dem Auto. Neben dem Ausbau der Radialen auf die
Innenstadt werden auch Ringstraßen zur Entlastung der (auszubauenden)
Radialen gebaut.
Der Großteil der Investitionen fließt hier in den Autoverkehr. So sagte mir
ein Mitarbeiter der Chemnitzer Stadtplanung vor einigen Jahren (Zitat nicht
mher ganz wortwörtlich) "Wir müssen ersteinmal 40 Jahre lang Straßen
bauen - wie die im Westen auch. Dann können wir uns erlauben, etwas für den
Nahverkehr zu tun. Wir müssen ersteinmal aufholen, was die dort haben."
Die Spielarten des Straßenausbaus sind übrigens gaz unterschiedlich:
Leipzig beispielsweise baut neben den insgesamt vier (!) Ringsystemen
(einschließlich des vom Bund bezahlten Autobahnrings) in einiger Entfernung
zu den vorhandenen eng gebauten Radialstraßen neue Parallelstraßen (z.B.
entlang von Bahnlinien). Der folglich angedachte Rückbau der alten Straßen
auf stadtverträglichere Maße kommt kaum voran und trifft auf Widerstände.
Das Straßenbahnnetz wird auf Hauptradialen zusammengeschrumpft (auch wenn
es noch viel größer, als in veilen westlichen Städten ist). Nebenachsen und
Tangenten werden trotz Fahrgastpotential (Linie 22) stillgelegt. Man plant
dafür einen S-Bahn-Tunnel, der vor allem dem Umland nützt. Der Leipziger
Gründerzeitbestand wird somit immer mehr nur noch zur Durchfahrt für die
neuen Bewohner der Speckgürtelvororte auf neu ausgebauten Straßen in die
City.
Wem jetzt Vergleiche mit der Stadtentwicklung aus den sechziger Jahren
auffallen, der liegt ziemlich richtig. Ein Großteil der Straßenplanungen ist
nahezu identisch dem "Generalverkehrsplan" von damals übernommen.

Typ 2: Zusätzlich zur guten Autoerreichbarkeit wollen wir die Bedingungen
für alle Verkehrsmittel verbessern. Dazu gehört neben großzügigem Straßen-
und Parkplatzbau auch der starke Ausbau des ÖPNV. Restriktionen für den MIV
werden jedoch nur minimal akzeptiert.
Praktiziert wird hier dann der Parallelausbau- Üblicherweise werden die
Radialen nicht allzu bevorzugt ausgebaut, jedoch Ring- und Tangentensysteme
angelegt. (z.B. Halle, Erfurt, Rostock). Der teilweise beeindruckende Ausbau
des ÖPNV auch nach 1989 hat leider wegen des parallelen Straßenbaus nicht zu
einer spürbaren Wiederanstieg des Modal-Split-Anteils beigetragen. Immerhin
konnten in einigen Fällen noch überdurchschnittliche Werte gehalten werden.

Den Ansatz, den Modal-Split-Anteil des Autoverkehrs zu verringern findet man
praktisch nirgendwo. Zaghafte Ansätze gibt es bestenfalls für die
Innenstädte, wo man vorhandene Fussgängerbereiche nicht wieder einschränkt.
Ausweitungen gibt es dagegen kaum. Dafür aber Tiefgaragenbau.

Im Südwesten Deustchlands scheinen die Uhren dahingehend etwas anders zu
laufen. Eine Erklärung ist vielliecht auch der schweizerische und jetzt auch
französische Einfluss (!). Hat man aus Frankreich in den achtziger und
Anfang der neunziger Jahre noch neidisch auf Städte wie Freiburg oder Basel
geschaut, so gibt es dort inzwischen sehr große Erfolge mit der
Zurückdrängung des Autoverkehrs und em Ausbau des ÖPNV. Beispile hierfür
sind u.a. Nantes, Grenoble, Strasbourg, Lyon,... Und jetzt auch bald
Mulhouse (um in der Nähe von Freiburg zu bleiben). Vielliehct gibt es da ja
einen heimlichen Wettbewerb auf beiden Seiten des Rheins: wer hat die
autoärmste und dafür lebendigste Innnenstadt. Momentan dürfte dort wohl
Strasbourg die Nase vorn haben...;-)

Viele Grüße
Ingolf
Christoph Muenzing
2003-12-20 16:21:54 UTC
Permalink
Post by Ingolf Berger
Post by Adrian Thomale
Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, haben die "gepennt"?
Der Trend i.A. ist doch eher umgekehrt, oder?
Mittlerweile, wohl im Gegensatz zu Chemnitz, will man hier in FR in
den nächsten Jahren einen halben Innenstadtring für Autos sperren und
dort eine weitere Straßenbahnlinie bauen und den Ring als weitere
Fußgängerzonen mit Läden einrichten.
Deshalb schockt mich Dein Bericht, liest sich wie aus den 70-er Jahren
Wir sind aber am Beginn des 21. Jahrhunderts und feiern in vielen
[...]
Im Südwesten Deustchlands scheinen die Uhren dahingehend etwas anders zu
laufen. Eine Erklärung ist vielliecht auch der schweizerische und jetzt
auch französische Einfluss (!). Hat man aus Frankreich in den achtziger
und Anfang der neunziger Jahre noch neidisch auf Städte wie Freiburg oder
Basel geschaut, so gibt es dort inzwischen sehr große Erfolge mit der
Zurückdrängung des Autoverkehrs und em Ausbau des ÖPNV.
Hast Du dafür auch Zahlen, was den Modal Split angeht?
Ich fand die oft hochgelobten neuen französischen Straßenbahnnetze (soweit
ich sie schon kenne) eher enttäuschend. Netzgröße bzw. -dichte nicht
überwältigend, die Taktraten teilweise äußerst mäßig (v.a. am abend) und
auch die Reisegeschwindigkeit fand ich nicht so toll.
Vom Standard des Angebots her sind da IMO einige deutsche Städte *deutlich*
besser (z.B. Jena, Augsburg...).
Was als Vorbild taugt ist dagegen die Dynamik der Entwicklung, die neuen
Tramnetze schießen wie die Pilze aus dem Boden, und der Imagewandel ist
beachtlich. Letztlich ist die rasante Entwicklung in Frankreich m.E. aber
doch nur eine, mit der man gegenüber Deutschland und anderen
mitteleuropäischen Ländern (Schweiz, Österreich, Tschechien...) aufholt.

Gruß,
Christoph
Ingolf Berger
2003-12-20 23:01:15 UTC
Permalink
Post by Christoph Muenzing
Post by Ingolf Berger
[...]
Im Südwesten Deustchlands scheinen die Uhren dahingehend etwas anders zu
laufen. Eine Erklärung ist vielliecht auch der schweizerische und jetzt
auch französische Einfluss (!). Hat man aus Frankreich in den achtziger
und Anfang der neunziger Jahre noch neidisch auf Städte wie Freiburg oder
Basel geschaut, so gibt es dort inzwischen sehr große Erfolge mit der
Zurückdrängung des Autoverkehrs und em Ausbau des ÖPNV.
Hast Du dafür auch Zahlen, was den Modal Split angeht?
Leider nicht direkt. Ich hatte mal konkrete Zahlen welche aus
Strasbourg, allerdings habe ich sie nicht mehr präsent, so das ich
spekulieren müsste. Aber die Veränderungen waren schon beeindruckend,
auch bei der Zunahme des Radverkehrs, der dort ebenfalls massiv
gefördert wird - alles ging zu Lasten des MIV.
Post by Christoph Muenzing
Ich fand die oft hochgelobten neuen französischen Straßenbahnnetze (soweit
ich sie schon kenne) eher enttäuschend. Netzgröße bzw. -dichte nicht
überwältigend, die Taktraten teilweise äußerst mäßig (v.a. am abend) und
auch die Reisegeschwindigkeit fand ich nicht so toll.
Die Reisegeschwindigkeit liegt i.A. in der Summe bei etwas über 20 km/h.
In den Innenstädten wird langsamer gefahren (Fussgängerzonen) in den
Außenbezirken umso schneller. So werden die Strecken auch trassiert. Das
ist übrigens auch so gewollt, da man die Leute eben in den Innenstädten
genau an ihr Ziel bringen möchte und die Straßenbahn dafür nutzt, die
Stadt und ihre öffentlichen Räume aufzuwerten (Fußgängerzonen, qulitativ
hochwertige Straßenraumgestaltung, Verringerung Fläche für den
Autoverkehr). Die Straßen mit Straßenbahn werden als attraktiver
Stadtraum empfunden - im gegensatz zu den "normalen" reinen Autostraßen.
Gerade die Verbindung von Städtebau, Verkehrsberuhoigung und neuem
öffentlichen Verkehrsmittel ist u.a. das "Geheimnis" des französischen
Erfolgs. Man sieht die Tram nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit
einem Maßnahmenkomplex, was zur Veränderung der Verkehrsmittelwahl
beitragen soll. Eine solche integrierte Betrachtung findet man in
Deutschland nur noch recht selten als offizielle Stadtpolitik.
Post by Christoph Muenzing
Vom Standard des Angebots her sind da IMO einige deutsche Städte *deutlich*
besser (z.B. Jena, Augsburg...).
Hier muss man beachten, dass die französische Angebotsphilosophie im
ÖPNV eine andere ist, als bei uns bekannt.
In Frankreich wird sehr stark nachfrageeorientiert gefahren. So sind im
Berufsverkehr die Takte üblicherweise höher als bei uns üblich (so
fahren in vielen Städten die Bahnen dann im bis zu 3-Minuten-Takt und
Buslinien sind durch Expressfahrten auch über Autobahnen verdichtet).
Außer auf den beiden Außenästen der alten Straßenbahn in Lille (je alle
10 Minuten) wird in Frankreich keine Straßenbahnstrecke im Berufsverkehr
seltener als alle 6 Minuten bedient - bei uns undenkbar.
Doch ganz anders sieht es in den Schwachlastzeiten aus. In vielen selbst
großen Städten wird abends ab ca. 21. Uhr und sonntags das Netz massiv
ausgedünnt und nur noch mit wenigen Linien befahren. Hinzu kommt, das
dann keine merkbaren Takte angeboten werden, sondern nach völlig
absurden Fahrplänen gefahren wird. So gibt es Buslinien (die werktrags
alle 7-11 Minuten fahren) mit einem sonntäglichen Takt von 63 (!)
Minuten, wie z.B. die optische Spurbuslinie T1 in Rouen.
Umsteigeanschlüsse sind ebenfalls selten (positiv z.B. in Nantes, wo
sich abends die 3 Tramlinien und die seltener fahrenden Abendbuslinien
alle 20-30 Minten am zentralen Umsteigepunkt treffen), die Linien sind
üblicherweise untereinander nicht vertaktet.
Noch ein Beispiel zum Schwachlastangebot: In Marseille (Millionenstadt!)
endet das Tagesnetz abends gegen ca. 21. Uhr. Auch die eine alte
Straßenbahnlinie und die zwei Metrolinien. Als Ersatz gibt es ca. 15
Buslinien ab dem Zentrum im sagenhaften 75 (!)-Minuten-Takt bis 0.30
Uhr. Neuerdings fahren an Freitagen und Sonnabenden wieder die
U-Bahn-Linien bis Mitternacht.
Auch sind echte Nachtverkehre bis auf den Raum Paris praktisch unbekannt
(bis auf einige Experimente mit Einzelfahrten von Diskobuslinien).
Selbst im Ballungsraum Lyon (welcher abends noch ein recht dichtes Netz
unterhält) ist kurz nach Mitternacht Betriebsschluss. Das dürfte wohl
mit der größte Ballungsraum der EU ohne Nachtverkehr zumndest am
Wochenende sein....
Post by Christoph Muenzing
Was als Vorbild taugt ist dagegen die Dynamik der Entwicklung, die neuen
Tramnetze schießen wie die Pilze aus dem Boden, und der Imagewandel ist
beachtlich. Letztlich ist die rasante Entwicklung in Frankreich m.E. aber
doch nur eine, mit der man gegenüber Deutschland und anderen
mitteleuropäischen Ländern (Schweiz, Österreich, Tschechien...) aufholt.
Da ist etwas wahres dran. Der ÖPNV hat in Frankreich (außer Großraum
Paris, wo allein ca. 50% der französischen ÖPNV-Fahrten realisiert
werden)ein Schattendasein geführt, die Nachfrage war auch äußerst dürftig.
Allerdings ist das, was jetzt dort stattfindet oft mehr und
umfangreicher, als das, was wir aus Deutschland kennen: Eben die
konsequente Umsetzung des integrierten Ansatzes (siehe oben).
Übrigens die Zuwachszahlen sind dort fast überall ähnlich. Die
Einführung einer ersten Linie an schienegebundener Bahn bringt etwa
30-40% an ÖPNV -Zuwachs des Gesamtsystems der Stadt, die zweite Linie
(Grenoble. Nantes, Strasbourg) bringt nochmal etwa so viel, so dass
gegenüber dem Vorzustand die ÖPNV-Nachfrage um etwa 70-80% steigt. Und
das innerhalb oft wenige rals zehn Jahren. Die reinen Buisstädte haben
jedoch seit Jahren Fahrgastrückgänge zu verzeichnen.
Übrigens generieren die in den letzten Jahren gebauten U-Bahn-Systeme
(VAL) von Rennes oder Toulouse (die anstelle einer möglichen Tram
entstanden) kaum mehr neue Fahrgäste - aber bei viel höheren Baukosten
und dem Verzicht auf die städtebauliche Neuordnung. Aber das ist schon
ein anderes Thema...

Viele Grüße
Ingolf
Hannes Kuhnert
2003-12-21 17:18:28 UTC
Permalink
Post by Ingolf Berger
Der Großteil der Investitionen fließt hier in den Autoverkehr. So sagte
mir ein Mitarbeiter der Chemnitzer Stadtplanung vor einigen Jahren (Zitat
nicht
mher ganz wortwörtlich) "Wir müssen ersteinmal 40 Jahre lang Straßen
bauen - wie die im Westen auch. Dann können wir uns erlauben, etwas für
den Nahverkehr zu tun. Wir müssen ersteinmal aufholen, was die dort
haben."
Ich hätte nicht gedacht, dass es um meine Stadt so schlimm steht.

Problematisch ist das Fehlen einer echten Opposition im Stadtrat, SPD und
CDU wurschteln seit Jahren im gleichen Stil dahin. Die Handschrift der
Grünen und der PDS ist kaum zu erkennen. Auch der Republikaner kann allein
nicht viel ausrichten, man versucht, ihn an den Rand zu drängen. Nicht das
mich jemand falsch versteht, ich stehe den Republikanern in keiner Weise
nahe, aber der Mann ist echt gescheit. Das sieht man nicht zuletzt daran,
dass der Oberbürgermeister ihn als "Arschloch" bezeichnet hat.

Heute im "Gemeindebote Kleinolbersdorf-Altenhain" gelesen, das passt dazu:

,----
| Auch das Alter hat seine schönen Seiten man muss sie nur nutzen!
|
| Ein schönes Erlebnis hatten 32 Rentner aus Kleinolbersdorf-Altenhain am
| 08. Oktober 2003.
|
| Die Volkssolidarität hatte eingeladen und für eine Ausfahrt einen modernen
| Döhler-Bus bestellt. Nachdem alle Rentner fast vor der Haustür abgeholt
| wurden, war das erste Ziel eine Stadtrundfahrt durch Chemnitz. Unser
| Reiseleiter, Herr Dr. Hofmann, zeigte uns die schönen Seiten der Stadt,
| u.a. die Esche-Villa, die Mittelstandsmeile, das Industriemuseum, den
| Theaterplatz und den Anschluss an den Südring. Er ging ganz auf
| historische Besonderheiten ein und berühmte Presönlichkeiten wurden uns in
| Erinnerung gebracht.
|
| Manch einer von uns hat gedacht:
| * warum haben wir das nicht schon eher wahrgenommen?
| * das müssen wir unseren Kindern, Freunden und Bekannten empfehlen!
| * Chemnitz ist schöner als sein Ruf!
|
| Danke, Herr Dr. Hofmann.
|
| Das nächste Ziel war die Begegnungsstätte Clausstraße. Dort wurden wir
| [...] bewirtet. Dann folgte eine Modenschau für ältere Menschen [...]
`----

Das ist Teil der allgegenwärtigen scheußlichen Karikatur Chemnitz'.
Post by Ingolf Berger
[Leipzig]
Das Straßenbahnnetz wird auf Hauptradialen zusammengeschrumpft (auch wenn
es noch viel größer, als in veilen westlichen Städten ist). Nebenachsen
und Tangenten werden trotz Fahrgastpotential (Linie 22) stillgelegt.
Irgendwas stimmt nicht, wenn man Straßenbahnen durch Gelenkbusse im
10-Minuten-Takt ersetzt.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Thomas Purkert
2003-12-21 17:27:33 UTC
Permalink
Post by Hannes Kuhnert
Post by Ingolf Berger
[Leipzig]
Das Straßenbahnnetz wird auf Hauptradialen zusammengeschrumpft (auch wenn
es noch viel größer, als in veilen westlichen Städten ist). Nebenachsen
und Tangenten werden trotz Fahrgastpotential (Linie 22) stillgelegt.
Irgendwas stimmt nicht, wenn man Straßenbahnen durch Gelenkbusse im
10-Minuten-Takt ersetzt.
Also 10min-Takt mit Gelenkbussen laesst sich durchaus noch vertreten.
Anders siehts natuerlich aus, wenn mehrere Linien ueber laengere Wege
hin parallel laufen muessen.

Muenchen z.B. wird die Linie 41/42 tagsueber ausser 9-12:30 Uhr
alle 5 min mit Gelenkbussen gefahren.
=> hier soll als sog. Westtangente irgendwann mal eine Tram kommen.

Linie 52 faehrt mit Gelenkbus alle 6-7,5 Minuten und ist teilw. proppenvoll.
=> waere sinnvoll als Tram, hat aber an einzelnen Ecken sehr enge
Kurvenradien.

Linie 93 faehrt mit Gelenkbus zwar "nur" alle 10 min, ist jedoch oftmals
sehr sehr voll und faehrt teilw. mit 4 Linien parallel.
=> war auf Teilstrecke mal als Tram (Linie 19) im Gespraech, derzeit
kaum Aussicht auf Realisierung.

TP
Hannes Kuhnert
2003-12-21 19:19:06 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Post by Hannes Kuhnert
Post by Ingolf Berger
[Leipzig]
Das Straßenbahnnetz wird auf Hauptradialen zusammengeschrumpft (auch
wenn
Post by Hannes Kuhnert
Post by Ingolf Berger
es noch viel größer, als in veilen westlichen Städten ist). Nebenachsen
und Tangenten werden trotz Fahrgastpotential (Linie 22) stillgelegt.
Irgendwas stimmt nicht, wenn man Straßenbahnen durch Gelenkbusse im
10-Minuten-Takt ersetzt.
Also 10min-Takt mit Gelenkbussen laesst sich durchaus noch vertreten.
Natürlich, aber wenn das der Ersatz für eine Straßenbahnlinie ist, dann kann
fehlende Nachfrage nicht die Ursache für die Einstellung der
Straßenbahnlinie sein. Ich nehme an, dass die Leipziger Linie 22
eingestellt wurde, um mehr Platz für den Autoverkehr zu schaffen.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Daniel Zenker
2003-12-22 18:00:06 UTC
Permalink
Post by Hannes Kuhnert
[...]
Natürlich, aber wenn das der Ersatz für eine Straßenbahnlinie ist, dann kann
fehlende Nachfrage nicht die Ursache für die Einstellung der
Straßenbahnlinie sein.
Naja, mit der Auslastung war's nicht so weit her und vor allem im
Nordbereich fahren die Busse heutzutage eine ganz andere Strecke.
Post by Hannes Kuhnert
Ich nehme an, dass die Leipziger Linie 22
eingestellt wurde, um mehr Platz für den Autoverkehr zu schaffen.
Nur ein Bruchteil der Strecke wurde exklusiv von der 22 genutzt, beim
Rest handelt es sich um Teilstrecken der Linien 9, 11, 15, 4, 7 und 1.
Wo hat man also mehr Platz für den Autoverkehr geschaffen, wenn bis
jetzt im Zuge der Einstellung der Li. 22 gerade mal ein
Streckenabschnitt von 300-400 m Länge (Hermann-Liebmann-Strasse)
stillgelegt wurde und nur ein weiterer von ca. 1 km Länge
(Richard-Lehman-Strasse/Tabaksmühle) nicht mehr im Linienverkehr
benutzt wird? (dafür aber umso reger bei Sonder- und Stadtrundfahrten)

ciao
Daniel
Hannes Kuhnert
2003-12-22 22:23:41 UTC
Permalink
Post by Daniel Zenker
Post by Hannes Kuhnert
[...]
Natürlich, aber wenn das der Ersatz für eine Straßenbahnlinie ist, dann
kann fehlende Nachfrage nicht die Ursache für die Einstellung der
Straßenbahnlinie sein.
Naja, mit der Auslastung war's nicht so weit her und vor allem im
Nordbereich fahren die Busse heutzutage eine ganz andere Strecke.
Zwischen der Kapazität eines Tatra-Zweiwagenzuges und der eines Gelenkbusses
besteht kein all zu großer Unterschied. Bringt die andere Linienführung
nördlichen Viertel der Linie 70 wirklich so große Vorteile gegenüber der
Linie 22, dass ein Zehn-Minuten-Takt angemessen ist?
Post by Daniel Zenker
Post by Hannes Kuhnert
Ich nehme an, dass die Leipziger Linie 22
eingestellt wurde, um mehr Platz für den Autoverkehr zu schaffen.
Nur ein Bruchteil der Strecke wurde exklusiv von der 22 genutzt, beim
Rest handelt es sich um Teilstrecken der Linien 9, 11, 15, 4, 7 und 1.
Wo hat man also mehr Platz für den Autoverkehr geschaffen, wenn bis
jetzt im Zuge der Einstellung der Li. 22 gerade mal ein
Streckenabschnitt von 300-400 m Länge (Hermann-Liebmann-Strasse)
stillgelegt wurde und nur ein weiterer von ca. 1 km Länge
(Richard-Lehman-Strasse/Tabaksmühle) nicht mehr im Linienverkehr
benutzt wird? (dafür aber umso reger bei Sonder- und Stadtrundfahrten)
Ich dachte vor allem an den Südteil in Ost-West-Rochtung, laut Stadtplan ist
das die Richard-Lehmann-Straße. Dass dieser Teil nicht stillgelegt ist,
überrascht mich. "Platz" meinte ich nicht im Sinne von Fahrbahnfäche, ich
meinte zum Beispiel, dass ein Autofahrer, wenn keine Straßenbahn fährt,
hinter keiner solchen an der Haltestelle warten muss. Ein Bus lässt sich
meist leichter überholen, weil er am Fahrbahnrand hält.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Thomas Purkert
2003-12-23 00:04:16 UTC
Permalink
Post by Hannes Kuhnert
Post by Daniel Zenker
Post by Hannes Kuhnert
[...]
Natürlich, aber wenn das der Ersatz für eine Straßenbahnlinie ist, dann
kann fehlende Nachfrage nicht die Ursache für die Einstellung der
Straßenbahnlinie sein.
Naja, mit der Auslastung war's nicht so weit her und vor allem im
Nordbereich fahren die Busse heutzutage eine ganz andere Strecke.
Zwischen der Kapazität eines Tatra-Zweiwagenzuges und der eines Gelenkbusses
besteht kein all zu großer Unterschied.
Aus dem Bauch raus wuerd ich sagen, eine Tatra-Traktion fast zwischen ein
Drittel bis 50% mehr als ein Gelenkbus (28 Meter ggue. 18 Meter, deutlich
bessere Raumnutzung da kein Niederflur, dafuer nur 2,20 statt 2,50 m breit)

TP
Gunter Oley
2003-12-25 09:56:14 UTC
Permalink
Am Sun, 21 Dec 2003 18:18:28 +0100, Hannes Kuhnert
Post by Hannes Kuhnert
Post by Ingolf Berger
mher ganz wortwörtlich) "Wir müssen ersteinmal 40 Jahre lang Straßen
bauen - wie die im Westen auch. Dann können wir uns erlauben, etwas für
den Nahverkehr zu tun. Wir müssen ersteinmal aufholen, was die dort
haben."
Ich hätte nicht gedacht, dass es um meine Stadt so schlimm steht.
Sicher ist das schlimm, was in Chemnitz passiert. Allerdings habe ich
mal gehört, dass sich OB Seifert schriftlich bei einem der Minister
(wer ist da in Sachsen für ÖPNV zuständig?) beschwert habe, weil der
Bau der Linie 4 (Stollberger Straße) durch das Regierungspräsidium
Chemnitz (bzw. dort für solche Sache zuständige Personen) massiv
hintertrieben werde. Die Erzählung deutete ich jedenfalls so, dass
Stadtrat und Verwaltung eigentlich einen schnellen Weiterbau wollten
(was letztlich zum Verlegen der Schienen auf dem Abschnitt Straße Usti
nad Labem - Südring ohne weiteren Netzanschluss führte, auch weil da
gerade mal einschlägige Fördergelder genutzt werden konnten), aber die
großen Knüppel, eher wohl sogar Baseballschläger, gegen solche
Projekte aus dem RP geflogen kamen.
Post by Hannes Kuhnert
Problematisch ist das Fehlen einer echten Opposition im Stadtrat, SPD und
CDU wurschteln seit Jahren im gleichen Stil dahin. Die Handschrift der
Grünen und der PDS ist kaum zu erkennen. Auch der Republikaner kann allein
Da werkeln wechselnde Mehrheiten, da hat OB Seifert keine Skrupel. Ist
halt so, mitunter traurig, aber doch eine halbwegs funktionierende
Demokratie. (Scheint mir jedenfalls aus der Ferne.)
Post by Hannes Kuhnert
nicht viel ausrichten, man versucht, ihn an den Rand zu drängen. Nicht das
mich jemand falsch versteht, ich stehe den Republikanern in keiner Weise
nahe, aber der Mann ist echt gescheit. Das sieht man nicht zuletzt daran,
dass der Oberbürgermeister ihn als "Arschloch" bezeichnet hat.
Hmm, ob der Mann gescheit ist, kann ich nicht beurteilen. Wie war
gleich der Zusammenhang, in dem es zu dieser Betitelung kam? Das ist
ein paar Monate her, ich weiß das nicht mehr so genau, habe aber vage
in Erinnerung, dass Seifert im damals debattierten Fall die nach
meinem Gefühl treffendste Bezeichnung für den Mann verwendete, die er
aber in diesem Tonfall in der Stadtratssitzung in seiner Funktion als
OB so hätte nicht aussprechend dürfen. Um Stadtverkehr ging es da
allerdings wohl nicht.

[... Ausschnitt aus einem Gemeindeanzeiger ...]
Post by Hannes Kuhnert
|
| Das nächste Ziel war die Begegnungsstätte Clausstraße. Dort wurden wir
| [...] bewirtet. Dann folgte eine Modenschau für ältere Menschen [...]
Das ist Teil der allgegenwärtigen scheußlichen Karikatur Chemnitz'.
Oh, keine Bange, vergleichbare Texte (oder halt Karikaturen) findest
du in vergleichbaren Publikationen bundesweit. Mache Chemnitz bitte
nicht schlechter als es ist. :-)

bye Gunter
--
Gunter Oley, Augsburg
***@gmx.de
Sascha Claus
2004-01-04 15:15:33 UTC
Permalink
10 REM Hannes Kuhnert <***@gmx.de> wrote:
[Leipziger SL22]
Post by Hannes Kuhnert
Irgendwas stimmt nicht, wenn man Straßenbahnen durch Gelenkbusse im
10-Minuten-Takt ersetzt.
Ja, die Fahrgastzahlen. Und zwar hinterher.

<URL:http://forum.webtropia.com/11295/?nachricht=771674>
(Jan. 2002)
Oststraße - Breite Straße
Mo - Fr: ca. 1.950 Fahrgäste pro Richtung (im Mittel 22 pro Fahrt)
Sa: ca. 850 Fahrgäste pro Richtung (im Mittel 15 pro Fahrt)

<URL:http://forum.webtropia.com/11295/?nachricht=762278>
"Die lagen am Ende deutlich drunter, die knappen 5 000 hatte sie im
stärksten Abschnitt Breite Straße. Dort allein wären es aber längst
nicht mehr so viele."

<URL:http://forum.webtropia.com/11295/?nachricht=772741>
(Jan. 2002)
"»Maximal sind kanpp 4 000 Leute am Tag unterwegs (nur im stärksten
Abschnitt), das ist weniger als zu 22er Zeiten, bei nahezu doppelt
häufigen Fahrten."

Unmodernisierte Tatras (unsere ältesten Bahnen) durch MB Irvine-Citaros
(unsere neuesten Busse) im dichteren Takt ersetzt und trotzdem gehen die
Fahrgastzahlen runter. Nennt sich Schienenbonus (oder Gummimalus >:->).

In der nördlichen Hälfte (Schönefeld - Thekla) fuhr die 22 durch
bebautes Gebiet, das jetzt von 1 und 9 erschlossen wird. Die 70 fährt ab
Schönefeld durch ein halb brachliegendes Gewerbegebiet nach Thekla. Am
Wochenende ist da überhaupt nichts los und unter der Woche auch kaum.
Das braucht man gar nicht erst zu vergleichen. Grund für die Führung der
70 durch diese Wüste waren nicht die Fahrgäste sondern die Erschließung
des Gebietes.
--
Sascha Claus L. E., Germany <http://www.umsu.de/formata.html>
<mailto:***@gmx.de> <PGP-key:0x6210FF4F>
"Am faulsten sind die Parlamente, die am stärksten besetzt sind."
(Sir Winston Leonard Spencer "Winnie" Churchill)
Hannes Kuhnert
2003-12-20 16:36:59 UTC
Permalink
Post by Ingolf Berger
Bei der Chemnitzer Verkehrspolitik ist es eigentlich ein Wunder, dass man
die Straßenbahnen nicht stillegt.
Bei soviel eigenem Bahnkörper ist das was anderes als bei Gleisen in der
Fahbahn.
Post by Ingolf Berger
Chemnitz hat unter den (ost-)deustchen Großstädten inzwischen einige
den geringsten ÖPNV-Anteil am Modal-split: 15% (zum Vergleich das etwas
gleichgroße Halle hat ca. 23%) und den höchsten Autoanteil. Auch der
Radverkehr fristet ein Schattendasein von so unter 5%.
Und das, obwohl man auch an vielen Hauptstraßen von Radwegen ungebremst
Fahrrad fahren kann.
Post by Ingolf Berger
Die Stadt setzt außerdem alles daran, dass sich der Autoverkehr erhöht. So
wird wenige hunderte Meter neben einem bis zu einem achtspurigen
Innenstadtring
Achtspurig ist der Innenstadtring nicht. Die Bahnhofstraße war mal
sechsspurig und ist jetzt vierspurig mit bis zu vier Spuren auf einer
Fahrbahn an den Kreuzungen.
Post by Ingolf Berger
eine weitere vier-bis sechsspurige Halbringstraße gebaut.
Der innere Stadtring zwischen Zwickauer und Annaberger Straße sollte 40
Prozent weniger Verkehr auf dem Falkeplatz bringen. Am Anfang ist mir das
auch aufgefallen, aber richtig angenehm ist es am Falkeplatz dadurch
trotzdem nicht geworden.
Post by Ingolf Berger
Außenrum entsteht zusätzlich ein weitgehend kreuzungsrfeier
Schnellstraßenring.
Früher war von Anschlussstellen, worunter ich mir kreuzungsfreie
Anschlussstellen vorstelle, die Rede. Vor ein paar Jahren wurde die weniger
bedeutsame Verbindung zur Friedrich-Oskar-Schimmel-Straße und Thalheimer
Straße kreuzungsfrei ausgeführt. An der stärker befahrenen Bernsdorfer
Straße wurde später eine Ampelkreuzung gebaut.

Für die Kreuzung Südring/Neefestraße ist seit langem eine Brücke des
Südrings über die Neefestraße und damit eine kreuzungsfreie Führung des
durchgehenden Verkehrs auf der Neefestraße vorgesehen. Von der Neefestraße
und auf die Neefestraße sollen Rampen führen, auf dem Südring gäbe es dann
eine Ampelkreuzung. Zusätzlich soll später einmal über das ganze auf einer
Brücke eine Fahrbahn Südring - Neefestraße stadtauswärts gebaut werden. Und
was forderte die CDU-Fraktion? Man solle prüfen, ob nicht wenigstens ein
halbes Kleeblatt gebaut werden könne. Davon wäre ein erst vor wenigen
Jahren gebautes Hotel und ein ebenso neues Großhandelslager betroffen!

Auch beim vierspurigen Neubau der B 174 im Anschluss an die Ortsumgehung
Zschopau/Gornau hat es die Stadtverwaltung weniger auf die Maximallösung
abgesehen. Man will beispielsweise an der Kreuzung mit der Gornauer Straße
kein "Straßenohrenmonster" bauen, wie es vom Bund vorgesehen war, weil der
das ganze als Stadtautobahn betrachtet. Wer den Teil westlich
Zschopau/Gornau kennt, weiß, was ich meine.
Post by Ingolf Berger
Straßen in alten Gründezeitquartieren werden wie in
den sechziger Jahren überformt: die Fußwege werden auf bis zu einem Meter
Breite zurückgebaut, um Abbiegespuren und Parkplätze unterzubringen.
Du meinst sicher wieder mal die Reichsstraße und die Limbacher Straße. Die
Reichsstraße ist Teil des inneren Stadtrings. Oben auf dem Berg, wo die
beiden dreispurigen Abschnitte zusammentreffen, ist sie vierspurig
ausgeführt, das ist wirklich nicht schön. Auf der Limbacher Straße hat man
es mit Parkplätzen und Busbuchten, damit die Autos am stehenden Bus
vorbeifahren können, einfach übertrieben. Auf beiden Straßen hat man
glücklicherweise größtenteils auf Radwege verzichtet, die Radwege im
hinteren Teil der Limbacher Straße zeigen jedoch, dass das
höchswahrscheinlich leider nur an mangelndem Platz liegt.
Post by Ingolf Berger
In der Innenstadt werden im Rahmen ihrer Neugestaltung mehrere tausend (!)
Parkplätze in Tiefgaragen und Parkhäusern gebaut.
Wenigstens sind die meisten von privaten Investoren gebaut worden und
wenigstens erhebt die Stadt schon für fast alle Parkplätze Gebühren und
wenigstens sind die meisten Parkgebühren so hoch, dass es schon Ärger von
der Pseudo-Presse gab.

Schlimm ist dagegen, dass sich das Parkleitsystem auf die Innenstadt
beschränkt. Schon am Rand der Stadt sind Informationstafeln "Parken in der
Innenstadt" aufgestellt. Hinweise auf P+R-Plätze sind nicht integriert.
Irgendwas stimmt da nicht, das kann man doch gar nicht vergessen haben.
Wegweiser zu P+R-Plätzen gibt es nur in direkter Nähe der P+R-Stationen.
Und dann steht in der Zeitung, dass P+R kaum genutzt wird.

Katastrophal ist auch die Anbindung der neuen Veranstaltungs- und Messehalle
auf der Fläche der ehemaligen Wanderer-Werke. Vor der Halle gibt es riesige
pflanzenlose Parkplätze. Wegen fehlenden Wegweisern auf den Hauptstraßen gab
es Artikel in der Presse, ziemlich schnell wurden Wegweiser angebracht.
Gleich neben der Halle liegt der Bahnhaltepunkt Chemnitz-Schönau. Weil kein
direkter Zugangsweg gebaut wurde, muss man vom Haltepunkt zur Halle einen
halben Kilometer laufen. Wahrscheinlich, weil niemand den Bau einer
richtigen Haltestelle bezahlt, wurde eine bei Veranstaltungen bediente
Haltestelle "Messe Chemnitz" für die Buslinie 54 eingerichtet.
Post by Ingolf Berger
Trotz schrumpfender Bevölkerung werden in Chemnitz Straßen gebaut, die so
manche Millionenstadt nicht bauen würde.
Löbtauer Brücke und Coventrystraße in Dresden? Leipzigs Straßenplanungen?
Dabei sind das nicht mal Millionenstädte.

Wirklich schlimm ist ein gewisser Teil der Chemnitzer Straßenplanungen an
sich gar nicht. Zum Beispiel hat die Verbindung Neefestraße - Zwickauer
Straße an der Kappler Drehe den Verkehr tatsächlich auf ohnehin in den
letzten Jahren der DDR unschön ausgebaute Zwickauer Straße konzentriert.
Auf der Neefestraße ist es jetzt im stadtinneren Teil richtig ruhig. Auch
die Stollberger Straße ist teilweise viel schöner geworden. Verständnis
habe ich auch für den Südverbund Neefestraße - Zschopauer Straße. Absoluter
Wahnsinn in Zeiten knapper Kassen und reine Autoverkehrsförderung ist
dagegen der fest geplante Abschnitt Zschopauer Straße - Augustusburger
Straße.
Post by Ingolf Berger
Das Straßenbahnnetz widerum erstreckt sich nur auf den Süden und Südosten
der Stadt. Für eine einzige Neubaustrecke (Stollberger Straße) braucht man
bis zu 14 Jahre (1990-2004) und die Ausbauplanungen sind ohnehin recht
gering und zeitlich kaum datiert.
Genau das ist es: Das Missverhältnis in der Umsetzung von Straßenbau- und
Straßenbahnbauvorhaben. Die Planungen für die Straßenbahn sind gar nicht
schlecht, ich denke da auch an den Bereich Hauptbahnhof.
Post by Ingolf Berger
Die Stadtbahn nach Stollberg ist da schon ein regelrechtes Wunder, dass
sie gebaut wurde.
Es liegt immer auch an den Untenehmen, die das ganze umsetzen.
Post by Ingolf Berger
Noch besser ist nur die neue Quartierslinie 56, die sogar einige dichte
Gründerzeitquartiere am Rande (Schloßberg) sowie einige freizeitrelevante
Ziele (Küchwald) sowie Krankenhäuser bedient: das Angebot besteht aus so
ca. 5-6 Fahrten pro Tag.
Daher die Liniennummer 56. Da frage ich mich nur noch, ob sie 5 oder 6 Tage
in der Woche verkehrt. ;)
Post by Ingolf Berger
Wer soll da mitfahren ????
Zwei alte Frauen, gestern gesehen. Die verkehrliche Bedeutung der Linie 56
ist allerdings der ihrer Vorgänger 55 Kliniklinie und 77 City-Bus ähnlich,
nämlich nahe Null. Fast alle Ziele sind mit einem kurzen Fußweg von
richtigen Bus- und Bahnlinien aus viel schneller erreichbar. Die
Kleinbus-Linien sind nur was für alte Leute. Ich nehme mal an die Fahrten
liegen von 10 bis 16 Uhr im Stundentakt. Mit etwas mehr hatte ich schon
gerechnet, aber viel mehr war es beim City-Bus auch nicht. Der Fahrplan ist
nicht im Fahrplanbuch enthalten, offensichtlich hat man sich erst recht
spät entschlossen, für den einzustellenden City-Bus und für die Anbindung
des Küchwald-Krankenhauses einen Ersatz zu schaffen. Das Krankenhaus
Flemmingstraße wird jetzt durch die Linie 31 bedient. Die Tendenz, zur
Erschließung von Einzelzielen Buslinien über Umwege zu führen halte ich für
sehr gefährlich.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Ingolf Berger
2003-12-21 02:18:52 UTC
Permalink
Guten Abend,
Post by Hannes Kuhnert
Du meinst sicher wieder mal die Reichsstraße und die Limbacher Straße.
Oder die Dresdner Straße ab der waisenstraße bis zur "Sachsenallee", die
bereits Mitte der nennziger Jahre autogerecht umgebaut wurde.

Die
Post by Hannes Kuhnert
Reichsstraße ist Teil des inneren Stadtrings. Oben auf dem Berg, wo die
beiden dreispurigen Abschnitte zusammentreffen, ist sie vierspurig
ausgeführt, das ist wirklich nicht schön. Auf der Limbacher Straße hat man
es mit Parkplätzen und Busbuchten, damit die Autos am stehenden Bus
vorbeifahren können, einfach übertrieben. Auf beiden Straßen hat man
glücklicherweise größtenteils auf Radwege verzichtet, die Radwege im
hinteren Teil der Limbacher Straße zeigen jedoch, dass das
höchswahrscheinlich leider nur an mangelndem Platz liegt.
Die übliche üble Herangehensweise: Fußwege werden als frei verfügbare
Restflächen gesehen, die man schnell dem Autoverkehr zuschlagen kann. Am
wichtisgsten ist die Unterbringung des Autoverkehrs. Danach kommt lange
nichts und ganz am Schluss Fussgänger und vielleicht Radfahrer. Und dann
meist so, dass man diese so kanalisiert, damit bloß nicht die freie
Fahrt des Autos behindert wird.
Post by Hannes Kuhnert
Post by Ingolf Berger
In der Innenstadt werden im Rahmen ihrer Neugestaltung mehrere tausend (!)
Parkplätze in Tiefgaragen und Parkhäusern gebaut.
Wenigstens sind die meisten von privaten Investoren gebaut worden und
wenigstens erhebt die Stadt schon für fast alle Parkplätze Gebühren und
wenigstens sind die meisten Parkgebühren so hoch, dass es schon Ärger von
der Pseudo-Presse gab.
Das ändert leier kaum was daran, dass mit den neuen Parkflächen auch
massenhaft Autofahrer in die Stadt gelockt werden. Hinzu kommt, dass man
alles daran setzt, die Parkplätze auch besonders auffällig sichtbar im
Stadtbild zu platzieren, damit jeder auch merkt: Du bist mit deinem Auto
hier höchst erwünscht. Ein besonders schlimmes Beispiel ist das Parkhaus
am Ende des Rosenhofes an einer eigentlich städtebaulich äußerst
sensiblen Stelle. Hier endet die Blickachse aus mehreren zuführenden
Straßen, wenn man in die Stadt kommt: Zwickauer, Neefe-, Stollberger
Straße. Anstelle, dass man hier durch eine städtebaulich intelligente
Anordnung von Gebäuden eine anspruchsvolle Torsituation schafft, die
einen Blick in die innere Stadt erlaubt (Fußgängerbereich) und die Leute
von außerhalb in die City lockt (unabhängig vom Verkehrsmittel, welches
sie wählen) hat die Chemnitzer Stadtplanung die plumpeste aller
Möglichkeiten gewählt: In die Blickachse baut man architektonsich
anspruchsloses Parkhaus. Immer nach dem Motte: Wir wollen noch mehr
Autoverkehr...
Post by Hannes Kuhnert
Schlimm ist dagegen, dass sich das Parkleitsystem auf die Innenstadt
beschränkt. Schon am Rand der Stadt sind Informationstafeln "Parken in der
Innenstadt" aufgestellt. Hinweise auf P+R-Plätze sind nicht integriert.
Irgendwas stimmt da nicht, das kann man doch gar nicht vergessen haben.
Wegweiser zu P+R-Plätzen gibt es nur in direkter Nähe der P+R-Stationen.
Und dann steht in der Zeitung, dass P+R kaum genutzt wird.
So etwas ist politisch eben nicht gewollt. Man will es dem Autokunden so
bequem wie möglich machen, das ist stadtpolitisch offen ausgesprochenes
Ziel ("Kofferraumeinkaufsideologie")
Post by Hannes Kuhnert
Löbtauer Brücke und Coventrystraße in Dresden? Leipzigs Straßenplanungen?
Dabei sind das nicht mal Millionenstädte.
Diese Stadte stehen da im nichts nach. Wobei Leipzig inzwischen, was
Neubaustraßen betrifft, noch übler ist als Dresden und Chemnitz.
Post by Hannes Kuhnert
Wirklich schlimm ist ein gewisser Teil der Chemnitzer Straßenplanungen an
sich gar nicht. Zum Beispiel hat die Verbindung Neefestraße - Zwickauer
Straße an der Kappler Drehe den Verkehr tatsächlich auf ohnehin in den
letzten Jahren der DDR unschön ausgebaute Zwickauer Straße konzentriert.
Auf der Neefestraße ist es jetzt im stadtinneren Teil richtig ruhig. Auch
die Stollberger Straße ist teilweise viel schöner geworden.
Diese Maßnahmen gehen auch völlig in Ordnung, hier wird der Verkehr nur
anders abgeleitet - es entstehen in diesen Einzelfällen keine neuen
Flächen für den Autoverkehr, da man hier die "brachfallenden" Straßen
für den durchfahrenden Autoverkehr unattraktiv gestaltet (Abbindung)und
so einige Stadtquartiere partilell verkehrsberuhigt.

Verständnis
Post by Hannes Kuhnert
habe ich auch für den Südverbund Neefestraße - Zschopauer Straße. Absoluter
Wahnsinn in Zeiten knapper Kassen und reine Autoverkehrsförderung ist
dagegen der fest geplante Abschnitt Zschopauer Straße - Augustusburger
Straße.
Den Abschnitt bis zur Zschopauer Straße könnte man noch unter dem
Hinweis auf den Durchgangsverkehr von den nördlich und westlich
vorbeiführenden Autobahnen in Richtung Erzgebirge erklären. Jedoch
sollte man sich nicht zu viel davon versprechen. Weit über 90% des
Verkehrs ist von den Chemnitzern selbst in der eigenen Stadt gemacht.
Von Anfang an gibt es Verkehrsbelegungsprognosen, die den Ring vor allem
als zusätzliches Verkehrsangebot für den Stadtverkehr sehen. So werden
einige Ausfallstraßen (die man nach offizieller Lesart durch den Ring
entlasten möchte)künftig noch mehr durch den Autoverkehr belegt als
heute, da viele Städter eben statt durch die City (die in Chemnitz
extrem autofreundlich ist) über den Ring fahren. Un in die City selbst
fahren noch mehr mit dem Auto, da eben so viele zusätzliche Parkplätze
und neue Straßen das ja einem erleichtern.
Der Abschnitt Zschopauer Straße - Augustusburger Straße soll m.E. vor
allem deswegen
"durchgepeitscht" werden, um den Druck auf den vollen Ringschluss im
Ostenzu erhöhen, da der Verkehrswert
dieses Abschnittes ohne Weiterbau nur sehr gering ist. Man will schon
einmal volendete Tatsachen schaffen.
Dieser Abschnitt ist übrigens auch stadträumlich eine absolute
Katatsrophe: Mit seiner Führung zwischen "Adelsberg" und "Beimlergebiet"
wird in den heutigen Grünraum eine laute Schneise geschlagen. Sowohl das
dörfliche Adelsberg als auch die Großsiedlung werden darunter leiden und
es werden Wegzüge aus den verlärmten Bereichen erfolgen.
Post by Hannes Kuhnert
Genau das ist es: Das Missverhältnis in der Umsetzung von Straßenbau- und
Straßenbahnbauvorhaben. Die Planungen für die Straßenbahn sind gar nicht
schlecht, ich denke da auch an den Bereich Hauptbahnhof.
Die Planungen für die Bahn werden auch immer weiter abgespeckt.
Nach mir bekanntem Stand sind nur noch die Strecken Leipziger Straße
(höhere Priorität) und irgendwann einmal Schönau-Siegmar und vielleicht
die nördliche Straße der Nationen vorgesehen.
Von den sinnvollen Verlängerungen Richtung Hilbersdorf (über die
Frankenberger Straße und nicht abseits der Siedlung über die Eisenbahn)
oder Limbacher Straße hört man nichts mehr. Gescheige denn von der
Heinrich-Schütz-Straße. Alles Strecken, die schon einnmal da waren und
auch heute noch Sinn machen würden, da sie dicht bebaute Gebiete befahren.
Post by Hannes Kuhnert
Daher die Liniennummer 56. Da frage ich mich nur noch, ob sie 5 oder 6 Tage
in der Woche verkehrt. ;)
Post by Ingolf Berger
Post by Ingolf Berger
Wer soll da mitfahren ????
Zwei alte Frauen, gestern gesehen. Die verkehrliche Bedeutung der Linie 56
ist allerdings der ihrer Vorgänger 55 Kliniklinie und 77 City-Bus ähnlich,
nämlich nahe Null. Fast alle Ziele sind mit einem kurzen Fußweg von
richtigen Bus- und Bahnlinien aus viel schneller erreichbar. Die
Kleinbus-Linien sind nur was für alte Leute. Ich nehme mal an die Fahrten
liegen von 10 bis 16 Uhr im Stundentakt.
Nicht einmal dafür reicht es...
Aber diese Linie soll dem Vernehmen nach tatsächlich erst recht spät in
die Planung als Notersatz aufgenommen worden sein. Ich vermute trotzdem,
dass dieses Minimalangebot eher dafür geeignet ist, zu beweisen, dass
man diese Linie nicht braucht.
Besonders schlimm sehe ich das, weil diese Linie durch Gebiete fährt,
die in den letzten Jahren wieder eine größere Bedeutung erlangt haben,
aber keinen adäquaten ÖPNV-Anschluss haben. So ist der Schlossberg in
Teilbereichen wieder ein sehr beliebtes, innenstadtnahes Wohngebiet
(ausgerechnet die Bereich weit weg von der "21" in der Leipziger Straße)
und der Bereich hat eine große Bedeutung im Freizeitverkehr bekommen:
Schlossbergmuseum oder die Kneipenmeile zum Schlosstecih hinunter als
neue Einrichtungen ergänzen die Freizeitziele im Küchwald um am
Schlossteich selbst. Das entspricht leider dem Chemnitzer Öffentlichen
Verkehrssystem, welches nur recht zögerlich die Stadtentwicklung nach
1990 nachvollzieht: das wichtisgte innerstädtische Freizeitgebeit ist
ohne ÖPNV. Da wird man nie auch nur einen Fahrgast gewinnen.

Aber eine Untersuchung des Netzgefüges des CHemnitzuer Nahverkehrs ist
schon ein anderes Thema...

Viele Grüße
Ingolf
Hannes Kuhnert
2003-12-21 22:45:50 UTC
Permalink
Post by Ingolf Berger
Post by Hannes Kuhnert
Du meinst sicher wieder mal die Reichsstraße und die Limbacher Straße.
Oder die Dresdner Straße ab der waisenstraße bis zur "Sachsenallee", die
bereits Mitte der nennziger Jahre autogerecht umgebaut wurde.
Zur vollen Autogerechtheit fehlt aber noch der Radweg. Glücklicherweise
fehlte für den der Platz, deshalb kann ich dort immer noch vernünftig Rad
fahren. Soweit ich mich erinneren kann, war die Dresdner Straße wie auch
die Annaberger Straße schon vor dem Umbau vierspurig, allerdings mit
Granitsteinen gepflastert. Übrigens ist auch die Dresdner Straße Teil des
inneren Stadtrings.
Post by Ingolf Berger
Post by Hannes Kuhnert
[Reichsstraße und Limbacher Straße]
Die übliche üble Herangehensweise: Fußwege werden als frei verfügbare
Restflächen gesehen, die man schnell dem Autoverkehr zuschlagen kann.
Bis auf 1,5 m zwischen Hauswand und Bordsteinrand. :(
Post by Ingolf Berger
Am
wichtisgsten ist die Unterbringung des Autoverkehrs. Danach kommt lange
nichts und ganz am Schluss Fussgänger und vielleicht Radfahrer. Und dann
meist so, dass man diese so kanalisiert, damit bloß nicht die freie
Fahrt des Autos behindert wird.
Post by Hannes Kuhnert
Post by Ingolf Berger
In der Innenstadt werden im Rahmen ihrer Neugestaltung mehrere tausend
(!) Parkplätze in Tiefgaragen und Parkhäusern gebaut.
Wenigstens sind die meisten von privaten Investoren gebaut worden und
wenigstens erhebt die Stadt schon für fast alle Parkplätze Gebühren und
wenigstens sind die meisten Parkgebühren so hoch, dass es schon Ärger von
der Pseudo-Presse gab.
Das ändert leier kaum was daran, dass mit den neuen Parkflächen auch
massenhaft Autofahrer in die Stadt gelockt werden.
Meine, ähemm sehr kostenbewusste Mutti juckt das überhaupt nicht. Da können
bei Umsetzung aller Planungen (Theaterstraße zwischen Mittelstandmeile und
Stadthalle, Johannisplatz) die Parkhäuser und Tiefgaragen im 200 m-Raster
angeordnet sein, sie würde dort nur parken, wenn es kostenlos wäre. Bis
jetzt findet sie in der Innenstadt immer noch einen kostenlosen Parkplatz
im Freien. Wenn sie einen solchen nicht mehr fände würde sie sicher
entweder weiter weg parken und entsprechend weit laufen oder nur noch
auserhalb des Stadtzentrums, wo man kostenlos parken kann, einkaufen. Dass
sie den öffentlichen Verkehr oder das Fahrrad zum Einkaufen benutzt, kann
ich mir nur sehr schwer vorstellen. Das nur als Beispiel am Rande zum Thema
Parken und Wahl des Verkehrsmittels.
Post by Ingolf Berger
Hinzu kommt, dass man
alles daran setzt, die Parkplätze auch besonders auffällig sichtbar im
Stadtbild zu platzieren, damit jeder auch merkt: Du bist mit deinem Auto
hier höchst erwünscht. Ein besonders schlimmes Beispiel ist das Parkhaus
am Ende des Rosenhofes an einer eigentlich städtebaulich äußerst
sensiblen Stelle. Hier endet die Blickachse aus mehreren zuführenden
Straßen, wenn man in die Stadt kommt: Zwickauer, Neefe-, Stollberger
Straße.
Du hast vollkommen recht, so hatte ich das noch nie gesehen.
Post by Ingolf Berger
Anstelle, dass man hier durch eine städtebaulich intelligente
Anordnung von Gebäuden eine anspruchsvolle Torsituation schafft, die
einen Blick in die innere Stadt erlaubt (Fußgängerbereich) und die Leute
von außerhalb in die City lockt (unabhängig vom Verkehrsmittel, welches
sie wählen) hat die Chemnitzer Stadtplanung die plumpeste aller
Möglichkeiten gewählt: In die Blickachse baut man architektonsich
anspruchsloses Parkhaus.
Verglichen mit dem Kaufhof-Parkhaus ist das höchst anspruchsvolle und
durchdachte Architektur!
Post by Ingolf Berger
Immer nach dem Motte: Wir wollen noch mehr
Autoverkehr...
Ich frage mich nur immer noch, warum das irgendwer wollen sollte.
Post by Ingolf Berger
Post by Hannes Kuhnert
Schlimm ist dagegen, dass sich das Parkleitsystem auf die Innenstadt
beschränkt. Schon am Rand der Stadt sind Informationstafeln "Parken in
der Innenstadt" aufgestellt. Hinweise auf P+R-Plätze sind nicht
integriert. Irgendwas stimmt da nicht, das kann man doch gar nicht
vergessen haben. Wegweiser zu P+R-Plätzen gibt es nur in direkter Nähe
der P+R-Stationen. Und dann steht in der Zeitung, dass P+R kaum genutzt
wird.
So etwas ist politisch eben nicht gewollt.
Das ist wohl war.
Post by Ingolf Berger
Man will es dem Autokunden so
bequem wie möglich machen, das ist stadtpolitisch offen ausgesprochenes
Ziel ("Kofferraumeinkaufsideologie")
Jetzt interessiert mich aber, wo das offen ausgesprochen wird. In der
Zeitung oder im Netz habe ich sowas bisher noch nicht gelesen. In der
Zeitung sagte die Baubürgermeisterin, dass man am Hutholz einen P+R-Platz
bauen und dann seine Auslastung beobachten wird.

Was hatte eigentlich der frühere Baubürgermeister Ralf-Joachim Fischer, der
mit dem Fahrrad von Konstanz nach Chemnitz kam und auch mit dem Fahrrad
wieder zurück fuhr, für Vorstellungen von der Stadtentwicklung?
Widersprachen die vielleicht teilweise den Ansichten der bestimmenden
Stadtzerstörer und war das eventuell ein Grund für seinen Abgang, der
offiziell private Gründe hatte?
Post by Ingolf Berger
Post by Hannes Kuhnert
Wirklich schlimm ist ein gewisser Teil der Chemnitzer Straßenplanungen an
sich gar nicht. Zum Beispiel hat die Verbindung Neefestraße - Zwickauer
Straße an der Kappler Drehe den Verkehr tatsächlich auf ohnehin in den
letzten Jahren der DDR unschön ausgebaute Zwickauer Straße konzentriert.
Auf der Neefestraße ist es jetzt im stadtinneren Teil richtig ruhig. Auch
die Stollberger Straße ist teilweise viel schöner geworden.
Diese Maßnahmen gehen auch völlig in Ordnung, hier wird der Verkehr nur
anders abgeleitet - es entstehen in diesen Einzelfällen keine neuen
Flächen für den Autoverkehr, da man hier die "brachfallenden" Straßen
für den durchfahrenden Autoverkehr unattraktiv gestaltet (Abbindung)und
so einige Stadtquartiere partilell verkehrsberuhigt.
Und dann regen sich im Musikerviertel lebende Leute auf, dass sie mit dem
Auto von Westen kommend einen Umweg fahren müssen und die Neefestraße doch
bitte wieder durchgängig befahrbar sein sollte.
Post by Ingolf Berger
Verständnis
Post by Hannes Kuhnert
habe ich auch für den Südverbund Neefestraße - Zschopauer Straße.
Absoluter Wahnsinn in Zeiten knapper Kassen und reine
Autoverkehrsförderung ist dagegen der fest geplante Abschnitt Zschopauer
Straße - Augustusburger Straße.
Den Abschnitt bis zur Zschopauer Straße könnte man noch unter dem
Hinweis auf den Durchgangsverkehr von den nördlich und westlich
vorbeiführenden Autobahnen in Richtung Erzgebirge erklären. Jedoch
sollte man sich nicht zu viel davon versprechen. Weit über 90% des
Verkehrs ist von den Chemnitzern selbst in der eigenen Stadt gemacht.
Dass es so viel ist, hätte ich mir kaum vorstellen können. Das lässt vieles
in einem anderes Licht erscheinen.
Post by Ingolf Berger
Von Anfang an gibt es Verkehrsbelegungsprognosen, die den Ring vor allem
als zusätzliches Verkehrsangebot für den Stadtverkehr sehen. So werden
einige Ausfallstraßen (die man nach offizieller Lesart durch den Ring
entlasten möchte)künftig noch mehr durch den Autoverkehr belegt als
heute, da viele Städter eben statt durch die City (die in Chemnitz
extrem autofreundlich ist) über den Ring fahren.
Wo ist da die Mehrbelastung der Ausfallstraßen?
Post by Ingolf Berger
Un in die City selbst
fahren noch mehr mit dem Auto, da eben so viele zusätzliche Parkplätze
und neue Straßen das ja einem erleichtern.
Der Abschnitt Zschopauer Straße - Augustusburger Straße soll m.E. vor
allem deswegen
"durchgepeitscht" werden, um den Druck auf den vollen Ringschluss im
Ostenzu erhöhen, da der Verkehrswert
dieses Abschnittes ohne Weiterbau nur sehr gering ist.
Druck auf wen? Die Fördermittelgeber? Die könnten das Spiel aber schon jetzt
durchschauen.
Post by Ingolf Berger
Man will schon
einmal volendete Tatsachen schaffen.
Dieser Abschnitt ist übrigens auch stadträumlich eine absolute
Katatsrophe: Mit seiner Führung zwischen "Adelsberg" und "Beimlergebiet"
wird in den heutigen Grünraum eine laute Schneise geschlagen.
So ist es.
Post by Ingolf Berger
Sowohl das
dörfliche Adelsberg als auch die Großsiedlung werden darunter leiden und
es werden Wegzüge aus den verlärmten Bereichen erfolgen.
Das wird uns teuer zu stehen kommen.
Post by Ingolf Berger
Post by Hannes Kuhnert
Genau das ist es: Das Missverhältnis in der Umsetzung von Straßenbau- und
Straßenbahnbauvorhaben. Die Planungen für die Straßenbahn sind gar nicht
schlecht, ich denke da auch an den Bereich Hauptbahnhof.
Die Planungen für die Bahn werden auch immer weiter abgespeckt.
Nach mir bekanntem Stand sind nur noch die Strecken Leipziger Straße
(höhere Priorität) und irgendwann einmal Schönau-Siegmar und vielleicht
die nördliche Straße der Nationen vorgesehen.
Von den sinnvollen Verlängerungen Richtung Hilbersdorf (über die
Frankenberger Straße und nicht abseits der Siedlung über die Eisenbahn)
oder Limbacher Straße hört man nichts mehr. Gescheige denn von der
Heinrich-Schütz-Straße. Alles Strecken, die schon einnmal da waren und
auch heute noch Sinn machen würden, da sie dicht bebaute Gebiete befahren.
Wenn nur die im Stadtentwicklungskonzept enthaltenen Vorhaben Stadtzentrum -
Leipziger Straße - Limbach, Siegmar - Reichenbrand, die Einbindung des
Hauptbahnhofes und eventuell die Ebersdorfer Strecke erst mal bis zur
Sachsen-Allee zügig verwirklicht werden würden, würde das dem ÖPNV einen
ordentlichen Schub geben und könnte dessen Abwärtstrend aufhalten oder
umkehren. Zur Zeit scheint die CVAG ja nur auf eine Nachfragesteigerung
durch die Fertigstellung der Linie 4 zu hoffen. Als ob eine attraktive
Verbindung rausholen könnte, was bei zehn anderen eingerissen ist!
Post by Ingolf Berger
Post by Hannes Kuhnert
Post by Ingolf Berger
Wer soll da mitfahren ????
Zwei alte Frauen, gestern gesehen. Die verkehrliche Bedeutung der Linie
56 ist allerdings der ihrer Vorgänger 55 Kliniklinie und 77 City-Bus
ähnlich, nämlich nahe Null. Fast alle Ziele sind mit einem kurzen Fußweg
von richtigen Bus- und Bahnlinien aus viel schneller erreichbar. Die
Kleinbus-Linien sind nur was für alte Leute. Ich nehme mal an die Fahrten
liegen von 10 bis 16 Uhr im Stundentakt.
Nicht einmal dafür reicht es...
Klar, 10 bis 16 Uhr wären ja schon 7 Fahrten.
Post by Ingolf Berger
Aber diese Linie soll dem Vernehmen nach tatsächlich erst recht spät in
die Planung als Notersatz aufgenommen worden sein.
Das kann jeder daran sehen, dass sie im Fahrplanbuch und in den zugehörigen
Karten nicht zu finden ist. Auch auf <http://vms-mobil.de/> ist der
Fahrplanbuch-Linienfahrplan noch nicht zu finden.
Post by Ingolf Berger
Ich vermute trotzdem,
dass dieses Minimalangebot eher dafür geeignet ist, zu beweisen, dass
man diese Linie nicht braucht.
Besonders schlimm sehe ich das, weil diese Linie durch Gebiete fährt,
die in den letzten Jahren wieder eine größere Bedeutung erlangt haben,
aber keinen adäquaten ÖPNV-Anschluss haben. So ist der Schlossberg in
Teilbereichen wieder ein sehr beliebtes, innenstadtnahes Wohngebiet
(ausgerechnet die Bereich weit weg von der "21" in der Leipziger Straße)
Schlossbergmuseum oder die Kneipenmeile zum Schlosstecih hinunter als
neue Einrichtungen ergänzen die Freizeitziele im Küchwald um am
Schlossteich selbst.
Sinvoll wäre sicherlich eine Linie, die den Schlossberg wie die Nachtlinie
13 erschließt.
Post by Ingolf Berger
Das entspricht leider dem Chemnitzer Öffentlichen
Verkehrssystem, welches nur recht zögerlich die Stadtentwicklung nach
1990 nachvollzieht: das wichtisgte innerstädtische Freizeitgebeit ist
ohne ÖPNV. Da wird man nie auch nur einen Fahrgast gewinnen.
Aber eine Untersuchung des Netzgefüges des CHemnitzuer Nahverkehrs ist
schon ein anderes Thema...
So schlecht ist ein gewisser Teil der Struktur gar nicht. Schlecht ist
allerdings zum Beispiel, dass man die Zentralhaltestelle nur aus wenigen
Richtungen erreichen kann.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Ralph Sontag
2003-12-22 15:17:53 UTC
Permalink
Post by Hannes Kuhnert
Post by Ingolf Berger
Anstelle, dass man hier durch eine städtebaulich intelligente
Anordnung von Gebäuden eine anspruchsvolle Torsituation schafft, die
einen Blick in die innere Stadt erlaubt (Fußgängerbereich) und die Leute
von außerhalb in die City lockt (unabhängig vom Verkehrsmittel, welches
sie wählen) hat die Chemnitzer Stadtplanung die plumpeste aller
Möglichkeiten gewählt: In die Blickachse baut man architektonsich
anspruchsloses Parkhaus.
Verglichen mit dem Kaufhof-Parkhaus ist das höchst anspruchsvolle und
durchdachte Architektur!
Das Kaufhof-Parkhaus ist eine indirekte Folge der Sachsenallee. Nachdem
die nämlich fertig war, brach folgerichtig der Umsatz in den beiden
Kaufhof-Häusern ein, und die Investitionen in die Galeria mußten gekürzt
werden. Statt größtenteils unterirdisch steht das Parkaus nur offen sicht-
bar herum.

Dies interpretierte ich in eine Darstellung von Herrn Füßlein vor der
letzten Kommunalwahl.

Der hat übrigens das Rosenhof-Parkhaus mit ähnlich drastischen Worten
beschrieben wie hier weiter oben im Thread.
Post by Hannes Kuhnert
Was hatte eigentlich der frühere Baubürgermeister Ralf-Joachim Fischer, der
mit dem Fahrrad von Konstanz nach Chemnitz kam und auch mit dem Fahrrad
wieder zurück fuhr, für Vorstellungen von der Stadtentwicklung?
Widersprachen die vielleicht teilweise den Ansichten der bestimmenden
Stadtzerstörer und war das eventuell ein Grund für seinen Abgang, der
offiziell private Gründe hatte?
Schwierige Frage. Zumindest war er nicht so sehr Alltagsradfahrer, daß er
die Probleme der (Chemnitzer) Radwege gesehen hätte. Insofern war er mit
seiner Befürwortung separater Radwege gar nicht so weit von seinen
Mitarbeitern entfernt.

Ansonsten hatte ich den Eindruck, daß er eher als Architekt dachte, Blick-
achsen und Plätze gestalten wollte und konnte, aber nicht unbedingt eine
umfassende Stadtentwicklung steuern konnte.

Ich kann mir aber auch lebhaft vorstellen, daß die Arbeit mit einer so
festgefügten Behörde wie dem Tiefbauamt selbst als Chef nicht sonderlich
leicht ist.

Gruß!
Ralph.
--
6.-7.3.2004: Chemnitzer Linux-Tag 2004
Call for Paper / Call for Demos online! http://www.tu-chemnitz.de/linux/tag/
Martin Purrucker
2003-12-21 12:27:02 UTC
Permalink
Post by Hannes Kuhnert
Schlimm ist dagegen, dass sich das Parkleitsystem auf die Innenstadt
beschränkt. Schon am Rand der Stadt sind Informationstafeln "Parken in der
Innenstadt" aufgestellt. Hinweise auf P+R-Plätze sind nicht integriert.
Irgendwas stimmt da nicht, das kann man doch gar nicht vergessen haben.
Wegweiser zu P+R-Plätzen gibt es nur in direkter Nähe der P+R-Stationen.
Und dann steht in der Zeitung, dass P+R kaum genutzt wird.
Besonders beeindruckend finde ich immer wieder diese riesigen
Anzeigetafeln, die den interessierten Bürger daraufhinweisen, daß im
Stadtzentrum noch 1684 Parkplätze frei sind (oder so ähnlich)...


Viele Grüße

Martin
Gunter Oley
2003-12-25 09:54:45 UTC
Permalink
Am Tue, 16 Dec 2003 14:13:39 +0100, "Ingolf Berger"
Post by Ingolf Berger
Post by Thomas Purkert
Und siehe da: Ausserhalb der Morgen-HVZ nur noch 15-Minutentakt bei
der Strassenbahn und den Buslinien, 20 Minuten ab 18:30.
War bislang nur der Abendverkehr ein Witz, ist es dies fuer die
Hauptverkehrsachsen einer Stadt mit 250k Einwohner erst recht....
Chemnitz hat unter den (ost-)deustchen Großstädten inzwischen einige
den geringsten ÖPNV-Anteil am Modal-split: 15% (zum Vergleich das etwas
gleichgroße Halle hat ca. 23%) und den höchsten Autoanteil. Auch der
Radverkehr fristet ein Schattendasein von so unter 5%.
Eine Ehrenrettung hat Chemnitz dabei durchaus verdient - die
Topographie der Stadt ist für Otto-Normal-Mensch nicht wirklich dazu
angetan, sich für die Alltagswege aufs Fahrrad zu schwingen. Wer etwa
am Stadtpark wohnt und in der Flemmingstraße im Krankenhaus arbeitet,
wird sich das schwer überlegen, da mit dem Rad zu fahren - entweder
geht es bergauf-bergab über den Kaßberg oder mit leidlich erträglichen
Steigungen bei heftigen Umwegen durch die Innenstadt. Alles für die
Fahrradfans sicher kein Problem, aber für Otto-Normal-Mensch?
Vergleichbare Entfernungen sind hier in Augsburg dagegen wesentlich
attraktiver für das Fahrrad, da muss man eine Steigung eher suchen.
Post by Ingolf Berger
Die Stadt setzt außerdem alles daran, dass sich der Autoverkehr erhöht. So
wird wenige hunderte Meter neben einem bis zu einem achtspurigen
Innenstadtring eine weitere vier-bis sechsspurige Halbringstraße gebaut.
Hähh??? Wo findest du den _achtspurigen_ Innenstadtring??? Also
grundsätzlich teile ich ja deine Einschätzung, dass die Stadt ziemlich
viel Unsinn in Sachen ÖPNV und innerstädtischer Verkehrswege verzapft.
Aber du meinst ja offenbar das neue Stück Straße zwischen Zwickauer
und Annaberger Straße. Das nämlich scheint mir ausnahmsweise recht
vernünftig, hält eine Menge abbiegenden (!) Verkehr vom gewachsenen
Innenring fern und dürfte gerade für Bahnen und Busse eine spürbare
Entlastung bringen.
Post by Ingolf Berger
Trotz schrumpfender Bevölkerung werden in Chemnitz Straßen gebaut, die so
manche Millionenstadt nicht bauen würde.
Die hat Chemnitz nach einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1990 (habe
ihn leider nicht hier, müsste aus einer Freiburger Zeitung gewesen
sein, vielleicht auch aus einer überregionalen Zeitung wie der
Süddeutschen) aber wohl schon länger. :-) Sinngemäß stand bereits
damals geschrieben (vor allem mit Bezug auf die Karl-Marx-Allee/heute
wieder Brückenstraße), dass die Stadt Straßen habe wie eine
Millionenstadt. Bis heute frage ich mich, wo dann auf genau diesen
Straßen ein Stau entstehen kann, bei einer (damals) gerade mal
Post by Ingolf Berger
Post by Thomas Purkert
300.000-Einwohner-Stadt...
Das Straßenbahnnetz widerum erstreckt sich nur auf den Süden und Südosten
der Stadt. Für eine einzige Neubaustrecke (Stollberger Straße) braucht man
bis zu 14 Jahre (1990-2004) und die Ausbauplanungen sind ohnehin recht
gering und zeitlich kaum datiert.
Dieser Status des Streckennetzes hängt natürlich auch mit der
Umspurung zusammen. Ist es technisch wirklich vorstellbar, dass eine
Tatra-Garnitur die Kaßbergauffahrt überwindet? Die Steigung wäre wohl
weniger das Problem, aber die Kurvenradien? Müsste man dazu nicht den
Autoverkehr dort einstellen? Was allerdings wohl nicht mal vollkommen
unmöglich wäre?

Verschärfend muss man aber auch noch dazu sagen, dass eine
Straßenbahntrasse an der Stollberger Straße bei den Neubauten ab
Goetheplatz in Richtung Süden ja in der Flächenplanung von Anfang
vorgesehen war. Also ist 1990 sicher bis <<1980 vorzudatieren... :-(((
Post by Ingolf Berger
Die Stadtbahn nach Stollberg ist da schon ein regelrechtes Wunder, dass sie
gebaut wurde.
In der Tat. Freuen wir uns, dass es dennoch gelang. Dabei gibt die
Strecke doch bestimmt einige tolle Fotomotive her, oder?
bye Gunter
--
Gunter Oley, Augsburg
***@gmx.de
Dirk Grossmann
2003-12-17 17:38:20 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Und siehe da: Ausserhalb der Morgen-HVZ nur noch 15-Minutentakt bei
der Strassenbahn und den Buslinien, 20 Minuten ab 18:30.
Die Entscheidung ist hart, aber betriebswirtschaftlich nur sinnvoll.
Die Stadt Chemnitz hat wenig finanziellen Spielraum, weshalb soll
dann heiße Luft durch die Gegend gefahren werden? (Der jährliche
Zuschuss an die CVAG liegt AFAIK bei ca. 25 Mio. EUR)

Die Fahrgastzahlen werden durch diese Maßnahmen vermutlich nicht mehr
stark sinken, da sowieso nur Rentner, Schüler und Idealisten mitfahren.

Etwas kann man den neuen Fahrplänen noch abgewinnen: die Anschlüsse
an der Zentralhaltestelle wurden erweitert/verbessert.

Alles in allem ist der stetig schlimmer werdende Zustand des Chemnitzer
Nahverkehrs eine Folge verfehlter Fördermittelpolitik: Zersiedlung des
Umlands und neue Ringstraßen werden staatlich bezuschusst. Dagegen
entvölkern sich nach wie vor ganze Stadtviertel (nicht nur Hutholz und
Markersdorf). Ich erinnere mich noch an die Linie 49, die 1995 in
einem 4min-Takt fuhr, dabei brechend voll war und heute maximal alle
12min viele leere Plätze durch die Gegend fährt...
--
Dirk Großmann,
z.Zt. Bamberg
Thomas Purkert
2003-12-17 19:53:56 UTC
Permalink
Post by Dirk Grossmann
Post by Thomas Purkert
Und siehe da: Ausserhalb der Morgen-HVZ nur noch 15-Minutentakt bei
der Strassenbahn und den Buslinien, 20 Minuten ab 18:30.
Die Entscheidung ist hart, aber betriebswirtschaftlich nur sinnvoll.
Die Stadt Chemnitz hat wenig finanziellen Spielraum, weshalb soll
dann heiße Luft durch die Gegend gefahren werden? (Der jährliche
Zuschuss an die CVAG liegt AFAIK bei ca. 25 Mio. EUR)
Als Kaufmann verstehe ich sowas natuerlich und hab auch ein gewisses
Einsehen, aber mit einem 15min-Takt tagsueber lockt man keine Fahrgaeste
in die Fahrzeuge. Das ganze mag kurzfristig helfen, mittelfristig aber
vergrault man Fahrgaeste und macht noch mehr miese. Den gleichen Fehler
machte man in vielen Staedten im Westen.
OePNV ist halt kein 100%-Deckungsgeschaeft.
Spaetabends verstehe ich die Sache, aber tagsueber spontimaessig
einsteigen und losfahren macht bei solchen Takten keinen Spass mehr.
Das aber ist de facto notwendig, will man eine Alternative zum Auto
haben.

Andere Staedte in der Groesse (Augsburg....) machen vor, wie's geht.
In der HVZ reichen 42m-Fahrzeuge (vergleichbar also Tatra-Grosszuegen)
im 5er-Takt (!) auf so mancher Linie kaum noch aus, die Fahrgaeste zu
fassen.

Chemnitz haette von der Infrastruktur her (viel eigene Gleiskoerper)
eigentlich gute Voraussetzungen. Man muesste die Strassenbahn dort so
attraktiv machen, dass nicht nur Leute mitfahren die das muessen,
sondern sie das _wollen_.
Insbesondere Strecken Ri Norden fehlen!
Post by Dirk Grossmann
Alles in allem ist der stetig schlimmer werdende Zustand des Chemnitzer
Nahverkehrs eine Folge verfehlter Fördermittelpolitik: Zersiedlung des
Umlands und neue Ringstraßen werden staatlich bezuschusst. Dagegen
entvölkern sich nach wie vor ganze Stadtviertel (nicht nur Hutholz und
Markersdorf). Ich erinnere mich noch an die Linie 49, die 1995 in
einem 4min-Takt fuhr, dabei brechend voll war und heute maximal alle
12min viele leere Plätze durch die Gegend fährt...
Wirklich so schlimm? Ok, ich wuerde auch nicht sonderlich gern in
Muenchen Neuperlach Zentrum oder Hasenbergl wohnen...

Um die Trams zu fuellen, muesste man die Bus-Ueberlandlinien dann an den
suedlichen Strassenbahnendpunkten brechen.

TP
Steffen Kuß
2003-12-17 20:08:36 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Chemnitz haette von der Infrastruktur her (viel eigene Gleiskoerper)
eigentlich gute Voraussetzungen. Man muesste die Strassenbahn dort so
attraktiv machen, dass nicht nur Leute mitfahren die das muessen,
sondern sie das _wollen_.
Insbesondere Strecken Ri Norden fehlen!
Wobei die Leipziger Straße zunehmen sinnlos wird, da dort kaum noch
Menschen wohnen.
Post by Thomas Purkert
Um die Trams zu fuellen, muesste man die Bus-Ueberlandlinien dann an den
suedlichen Strassenbahnendpunkten brechen.
Man arbeitet daran.

Steffen

P.S. Habe Dir (und den anderen) aus diesem Thread eine PM zum Thema
geschickt. Leider kam die an Dich zurück - Mailbox (GMX) ist voll.
Kann man Dich irgendwie per Mail erreichen?
Hannes Kuhnert
2003-12-20 13:58:53 UTC
Permalink
Post by Steffen Kuß
Post by Thomas Purkert
Chemnitz haette von der Infrastruktur her (viel eigene Gleiskoerper)
eigentlich gute Voraussetzungen. Man muesste die Strassenbahn dort so
attraktiv machen, dass nicht nur Leute mitfahren die das muessen,
sondern sie das _wollen_.
Insbesondere Strecken Ri Norden fehlen!
Wobei die Leipziger Straße zunehmen sinnlos wird, da dort kaum noch
Menschen wohnen.
Die Buslinie 21 verkehrt an Schultagen im 10-Minuten-Takt, sonst im
12-Minuten-Takt. So oft fährt sonst nur die Linie 31. Das Chemnitz-Center
ist leider, aber für die Straßenbahn zum Vorteil, noch nicht ganz so leer
wie der Neefepark. Des Erfolgs einer Stadtbahn nach Limbach bin ich mir
sicher.

An der Annaberger Straße wohnen auch kaum Menschen. Trotzdem hat die Strecke
schon allein für den Verkehr Richtung Stollberg ihre Berechtigung.

Immerhin hat die Stadtverwaltung gemerkt, dass Hauptverkehrsstraßen für die
Menschen nicht gerade attraktiv sind. Das Amtsblatt vom 10. Dezember
enthält einen mit "Ordnungsamt stoppt wilde Plakatflut in Chemnitz"
überschriebenen Artikel. Dort ist zu lesen, dass das Anbringen von
Plakaten, die von öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen aus sichtbar
sind, verboten ist und dass die Stadt Ausnahmen zulassen kann. Weiter ist
zu lesen: "Leider wird das Stadtbild, vor allem an Fernverkehrsstraßen
durch verlassene oder leergezogene Erdgeschosszonen verunstaltet. Hier
können Plakate auch zur Verbesserung des optischen Eindrucks beitragen."
Ja, lasst uns die Symptome statt der Ursachen bekämpfen!
Post by Steffen Kuß
Post by Thomas Purkert
Um die Trams zu fuellen, muesste man die Bus-Ueberlandlinien dann an den
suedlichen Strassenbahnendpunkten brechen.
Man arbeitet daran.
Ich halte es für sinnvoll, die Linien 200 und 201 nach Eröffnung der
vollständigen Linie 4 am Hutholz statt in Schönau enden zu lassen, auch die
Linie 262 könnte dort enden. Damit wären alle Straßenbahnendhaltestellen
auch Endpunkte von Buslinien. Die Linien 206 und 207 könnten in Bernsdorf
enden, Linie 704 am Gablenzplatz, die Linien 210, 211 und 412 in
Altchemnitz, Linie 208 eventuell auch. Problematisch wäre es aber wenn die
Busunternehmen auf einer Führung der Straßenbahnlinien zum Hauptbahnhof und
zum Omnibusbahnhof bestehen würden. Problematisch ist weiterhin die geringe
Geschwindigkeit auf manchen Straßenbahn-Abschnitten.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Martin Bienwald
2003-12-18 09:25:22 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Um die Trams zu fuellen, muesste man die Bus-Ueberlandlinien dann an den
suedlichen Strassenbahnendpunkten brechen.
Das macht wiederum die Überlandlinien unattraktiv, wenn man durch den
Umstieg nicht einiges an Fahrzeit einsparen kann.

... Martin
Hannes Kuhnert
2003-12-20 14:40:53 UTC
Permalink
Post by Martin Bienwald
Post by Thomas Purkert
Um die Trams zu fuellen, muesste man die Bus-Ueberlandlinien dann an den
suedlichen Strassenbahnendpunkten brechen.
Das macht wiederum die Überlandlinien unattraktiv, wenn man durch den
Umstieg nicht einiges an Fahrzeit einsparen kann.
Von Stau mal abgesehen macht man durch das Umsteigen bestenfalls nur wenige
Minuten plus. :[ Zum Beispiel beträgt derzeit die Fahrzeit Altchemnitz -
Hauptbahnhof mit dem Regionalbus 16, mit der Straßenbahn 22 Minuten,
allerdings fährt letztere über die Zentralhaltestelle, was ein erheblicher
Vorteil ist.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Dirk Grossmann
2003-12-21 10:30:25 UTC
Permalink
Post by Hannes Kuhnert
Von Stau mal abgesehen macht man durch das Umsteigen bestenfalls nur wenige
Minuten plus. :[ Zum Beispiel beträgt derzeit die Fahrzeit Altchemnitz -
Hauptbahnhof mit dem Regionalbus 16, mit der Straßenbahn 22 Minuten,
allerdings fährt letztere über die Zentralhaltestelle, was ein erheblicher
Vorteil ist.
Es gibt weitere Gründe, die gegen Umsteigepunkte StraBa <--> Regionalbus
sprechen. Da die Linien von verschiedenen Unternehmen bedient werden,
findet keinerlei Kommunikation statt. Mir ist es schon in Schönau
passiert, dass der Regionalbus einfach nach Fahrplan ohne Fahrgäste (ausser
mir) abgefahren ist, ohne auf die Linie 1 zu warten. Ich hatte damals die
Intuition besser eine Bahn eher zu nehmen und mir zehn Minuten den
kalten Wind in Schönau um die Ohren wehen zu lassen.
Als der Bus dann losgefahren war, sah ich die Bahn kommen und fragte den
Fahrer, ob er nicht besser nochmal umdrehen möchte. Ich empfing dann
eine rüpelhafte Antwort. Leider scheint die Autobus Sachsen mehrere
solche Fahrer zu beschäftigen.
Spricht man mit Menschen, die täglich in Schönau umsteigen müssen,
bekommt man eine Menge Unmut zu hören. Die Anschlüsse in beiden
Richtungen funktionieren einfach nur schlecht und sind mit teils
langen Wartezeiten verbunden.

Ein weiterer Punkt: man stelle sich einen Fahrgast aus Annaberg vor,
der eine Stunde bequem im warmen Bus sitzt und dann in Altchemnitz
umsteigen soll. Der wird sich bedanken, 20-30min stehend in die
Stadt fahren zu dürfen (sofern die Anschlüsse an der in Chemnitz
stets überfüllten City-Bahn ausgerichtet würden). Zudem trifft
der Regionalverkehr nach meinen (etwas älteren) Beobachtungen
vom Erzgebirge mit einer Varianz von 10min ein. Wie soll man da
Anschlüsse gestalten?
--
Dirk Großmann
Thomas Hochstein
2003-12-18 09:04:28 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Spaetabends verstehe ich die Sache, aber tagsueber spontimaessig
einsteigen und losfahren macht bei solchen Takten keinen Spass mehr.
Das aber ist de facto notwendig, will man eine Alternative zum Auto
haben.
Nun, solange genügend Verkehrsraum und Parkplätze zur Verfügung
stehen, dass der motorisierte Individualverkehr "läuft", ist mir nicht
erschließlich, wieso man denn eine Alternative zum Auto braucht oder
gar noch staatlich subventioniert. Klare Verschwendung von
Steuergeldern.

-thh
Andreas Krey
2003-12-19 09:47:23 UTC
Permalink
* Thomas Hochstein (***@inter.net)
...
Post by Thomas Hochstein
Nun, solange genügend Verkehrsraum und Parkplätze zur Verfügung
stehen, dass der motorisierte Individualverkehr "läuft", ist mir nicht
erschließlich, wieso man denn eine Alternative zum Auto braucht oder
gar noch staatlich subventioniert. Klare Verschwendung von
Steuergeldern.
Und 'genügend Verkehrsraum und Parkplätze' wächst einfach so aus dem
Boden und wird nicht aus Steuermitteln (rsp. bei privaten Betreibern
aus anderen Zwängen) finanziert?

Leute, die sich kein Auto[1] leisten können, haben keinen Anspruch
auf Mobilität? Minderjährige auch nicht?

Andreas

[1] Natürlich eines pro Familienmitglied.
--
np: 4'33
Thomas Purkert
2003-12-19 10:52:27 UTC
Permalink
Post by Andreas Krey
...
Post by Thomas Hochstein
Nun, solange genügend Verkehrsraum und Parkplätze zur Verfügung
stehen, dass der motorisierte Individualverkehr "läuft", ist mir nicht
erschließlich, wieso man denn eine Alternative zum Auto braucht oder
gar noch staatlich subventioniert. Klare Verschwendung von
Steuergeldern.
Und 'genügend Verkehrsraum und Parkplätze' wächst einfach so aus dem
Boden und wird nicht aus Steuermitteln (rsp. bei privaten Betreibern
aus anderen Zwängen) finanziert?
Leute, die sich kein Auto[1] leisten können, haben keinen Anspruch
auf Mobilität? Minderjährige auch nicht?
Ausserdem beachte man Energie und Rohstoffe, die fuer die Herstellung
von Autos und deren Betriebsmittel notwendig sind.
Die Kosten, welche durch Reparatur von Schaeden durch Abgase erzeugt
werden.

Nicht dass ich Pkw verdamme, auf dem kleinen Dorf in der Pampa wirds
keine Alternative geben.
Aber in der Stadt gibts halt bessere Alternativen.

Und ganz ehrlich: vor meiner Haustür (50m entfernt) ist eine Strassen-
bahnhaltestelle, da steige ich ein und kann alle 7,5 Minuten in grad
mal 10 Minuten in der Fussgaengerzone sein. Da _will_ ich gar nicht
autofahren, auch wenn ich mir eins ohne weiteres leisten könnte.

Aber fuer 430 Euro im Jahr fast ganz Muenchen, dass schafft ein Pkw
schlicht nicht.
Wenn ich sagen wir mal 10000 Euro fuer einen Pkw ausgebe, binde ich
ja jede Menge Kapital, was sich verzinsen liesse. Und selbst wenn ich
sehr konservativ nur 5% Zinsen rechne, verliert das Modell "Pkw" bereits.
Instandhaltung, Sprit, Steuer, Versicherung und Co. noch gar nicht
mitgerechnet. Als Kaufmann bewertet man halt mal Investitionen....

TP
Joerg Jonas
2003-12-22 09:26:12 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Wenn ich sagen wir mal 10000 Euro fuer einen Pkw ausgebe, binde ich
ja jede Menge Kapital, was sich verzinsen liesse. Und selbst wenn ich
sehr konservativ nur 5% Zinsen rechne, verliert das Modell "Pkw" bereits.
Instandhaltung, Sprit, Steuer, Versicherung und Co. noch gar nicht
mitgerechnet. Als Kaufmann bewertet man halt mal Investitionen....
Das wissen wir doch alles. Doch es gibt Leute, denen Autofahren Spaß
macht. Da wird der Spaßfaktor und nicht die Investition gewertet.

-JJ
--
_____________________________ Weihnachten ist Scheisse! ____
Die besten Grüße aus der weltoffenen, toleranten U-Bahnstadt
Frankfurt am Main. http://www.ebbelex.de
Thomas Purkert
2003-12-22 12:52:50 UTC
Permalink
Post by Joerg Jonas
Post by Thomas Purkert
Wenn ich sagen wir mal 10000 Euro fuer einen Pkw ausgebe, binde ich
ja jede Menge Kapital, was sich verzinsen liesse. Und selbst wenn ich
sehr konservativ nur 5% Zinsen rechne, verliert das Modell "Pkw" bereits.
Instandhaltung, Sprit, Steuer, Versicherung und Co. noch gar nicht
mitgerechnet. Als Kaufmann bewertet man halt mal Investitionen....
Das wissen wir doch alles. Doch es gibt Leute, denen Autofahren Spaß
macht. Da wird der Spaßfaktor und nicht die Investition gewertet.
Ein bisserl OT, aber nicht selten fuehrt der Spassfaktor auch mal
zur Schuldnerberatung.... ;-)

Aber im Ernst: Vielleicht denk ich ja viel zu nuechtern, aber was
Parkplatzsuchen und sich durch enge Gassen in der Stadt quaelen Spass
sein soll.....
Im Ueberlandbereich hat der Pkw sicher seine Berechtigung, aber
in groesseren Staedten gibts sinnvollere Mittel fuer Mobilitaet.
Fuer jeden Zweck das richtige Befoerderungsgefaess.

TP
Joerg Jonas
2003-12-23 09:25:41 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Post by Joerg Jonas
Das wissen wir doch alles. Doch es gibt Leute, denen Autofahren Spaß
macht. Da wird der Spaßfaktor und nicht die Investition gewertet.
Ein bisserl OT, aber nicht selten fuehrt der Spassfaktor auch mal
zur Schuldnerberatung.... ;-)
Ich finde nicht heraus, wo ich mit dem Spruch OT bin, möchte die
Diskussion aber auch nicht nach dsv bringen.
Post by Thomas Purkert
Aber im Ernst: Vielleicht denk ich ja viel zu nuechtern, aber was
Parkplatzsuchen und sich durch enge Gassen in der Stadt quaelen Spass
sein soll.....
Da hört wohl bei jedem der Spaß auf [1]. Das Fahren macht den Leuten
Spaß, nicht die Parkplatzsuche oder der Stau.
Post by Thomas Purkert
Im Ueberlandbereich hat der Pkw sicher seine Berechtigung, aber
in groesseren Staedten gibts sinnvollere Mittel fuer Mobilitaet.
Fuer jeden Zweck das richtige Befoerderungsgefaess.
Für jeden Zweck das richtige Gefäß. Da ist der Pkw nicht auszunehmen.
In manchen Situationen würde ich ihn sogar in der Stadt nutzen.

[1] Außer es ist Weihnachten: Trotz Parkleitsystem und großen
"Besetzt"-Anzeigen für die Parkhäuser scheinen manche Leute ihren Spaß
dabei zu finden, trotzdem zum gewohnten Parkhaus vorzudringen und dort
dann vor der Tür rumzustehen.

-JJ
--
_____________________________ Weihnachten ist Scheisse! ____
Die besten Grüße aus der weltoffenen, toleranten U-Bahnstadt
Frankfurt am Main. http://www.ebbelex.de
Thomas Purkert
2003-12-23 15:36:42 UTC
Permalink
Post by Joerg Jonas
Post by Thomas Purkert
Post by Joerg Jonas
Das wissen wir doch alles. Doch es gibt Leute, denen Autofahren Spaß
macht. Da wird der Spaßfaktor und nicht die Investition gewertet.
Ein bisserl OT, aber nicht selten fuehrt der Spassfaktor auch mal
zur Schuldnerberatung.... ;-)
Ich finde nicht heraus, wo ich mit dem Spruch OT bin, möchte die
Diskussion aber auch nicht nach dsv bringen.
Nein nein, da meinte mich mit OT.

TP
Claus Schotten
2004-01-01 17:06:31 UTC
Permalink
Post by Joerg Jonas
Da hört wohl bei jedem der Spaß auf [1]. Das Fahren macht den Leuten
Spaß, nicht die Parkplatzsuche oder der Stau.
[1] Außer es ist Weihnachten: Trotz Parkleitsystem und großen
"Besetzt"-Anzeigen für die Parkhäuser scheinen manche Leute ihren Spaß
dabei zu finden, trotzdem zum gewohnten Parkhaus vorzudringen und dort
dann vor der Tür rumzustehen.
Das erinnert mich an das "familienfreundliche" Prakhaus Büchel in Aachen.
Während Papa in der Warteschlange vor dem Parkhaus steht, kann Mama schon
mal ihre Einkäufe erledigen. Wenn die Einkäufe erledigt sind, kommt sie
zum Auto zurück, daß inzwischen bis kurz vor die Parkhauseinfahrt vorge-
drungen ist. Parkgebühren fallen keine an.

Ciao, Claus schotten @ cinephil.de
Bernd Fegers
2003-12-19 11:10:20 UTC
Permalink
Post by Thomas Hochstein
Nun, solange genügend Verkehrsraum und Parkplätze zur Verfügung
stehen, dass der motorisierte Individualverkehr "läuft", ist mir nicht
erschließlich, wieso man denn eine Alternative zum Auto braucht oder
gar noch staatlich subventioniert. Klare Verschwendung von
Steuergeldern.
Wenn man die Takte verlängert und damit auch die Auslastung der
Verkehrsmittel verschlechtert, wird der Prozentanteil, zu dem jedes Ticket
steuerfinanziert werden muss, stetig höher.

In einem "gesunden" städtischen Nahverkehrssystem tragen die Fahrgäste
deutlich über 50% der anfallenden Kosten. Je unattraktiver die
öffentlichen Verkehrsmittel durch Taktausdünnung o.ä. werden, umso mehr
muss dann zugeschossen werden. Wirkliche Verschwendung sind die völlig
leeren Busse, die alle paar Stunden auf dem platten Land über die Dörfer
bummeln. Da dürfte der fahrgastfinanzierte Anteil (welche Fahrgäste?)
erschreckend gering sein.

Wenn man die Betriebskosten halbiert und dadurch ungewollt auch die
Ticketeinnahmen halbiert, hat man irgendwie nichts gewonnen. Leider hat
diese Erkenntnis bisher nur selten (nie?) dazu geführt, dass
Fahrplaneinschränkungen wieder zurückgenommen wurden.


ben
Hannes Kuhnert
2003-12-20 22:28:29 UTC
Permalink
Post by Thomas Hochstein
Nun, solange genügend Verkehrsraum und Parkplätze zur Verfügung
stehen, dass der motorisierte Individualverkehr "läuft", ist mir nicht
erschließlich, wieso man denn eine Alternative zum Auto braucht oder
gar noch staatlich subventioniert.
Hast du schon mal über Stadtbild, Lärmbelastung, Luftverschmutzung und
Fahrkomfort nachgedacht?
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Ralph Sontag
2003-12-18 11:56:55 UTC
Permalink
Post by Dirk Grossmann
Post by Thomas Purkert
Und siehe da: Ausserhalb der Morgen-HVZ nur noch 15-Minutentakt bei
der Strassenbahn und den Buslinien, 20 Minuten ab 18:30.
Die Fahrgastzahlen werden durch diese Maßnahmen vermutlich nicht mehr
stark sinken, da sowieso nur Rentner, Schüler und Idealisten mitfahren.
Dieser Pessimismus ist doch ziemlich typisch für Chemnitz. Ich halte ihn
trotzdem für falsch. Die Stollberger Linie zeigt, daß die Bahn attraktiv
sein kann. Ich fürchte sogar, daß mit solchen Behauptungen "normale"
Fahrgäste, die sich nicht in diese Kategorien einordnen wollen, vertrieben
werden.

Ich hatte anfangs auch ökonomisches Verständnis für die Taktausdünnung,
bin aber nach den ersten Tagen Praxis eher heftig dagegen.
Das fängt damit an, daß man mit Kindern nicht immer auf die Minute wegkommt,
und wenn man sich nun ein wenig verspätet, muß man die Kleinen 15 Minuten
an der Haltestelle bei Laune und warm halten.

20 Minuten Wartezeit ist die Obergrenze, die (nicht alle) Menschen
tolerieren, wenn sie auf gut Glück zur Haltestelle kommen. Mit dem neuen
Fahrplan wird bereits zur Einkaufszeit bis 20:00 Uhr diese Frustrations-
toleranz ausgenutzt. Gelegenheitsfahrer werden das nicht lange akzeptieren,
zumal durch die Rendezvoustreffen an der Zentralhaltestelle auf parallelen
Linien entweder alles auf einmal oder gar kein Fahrzeug kommt.

Viele Grüße!
Ralph.
--
* 0 ° O o ° Advent, Advent ... http://www.tu-chemnitz.de/advent ° o O ° 0 *
Carsten Weber
2003-12-19 12:35:40 UTC
Permalink
Tja ja, die Chemnitzer Verkehrspolitik ist schon seltsam.
Warum man (zumindest in früheren Fahrplänen) die Taktausdünnung schon eine
Stunde vor Ladenschluss (gerade auf der Linie nach Stollberg) beginnt ist
mir sowieso unklar. Aber das scheint in Chemnitz so üblich zu sein.
In Chemnitz muss man allerdings auch noch einige andere Randbedingungen mit
beachten.
Das sogenannte Hinterlande (sprich hier Erzgebirge) ist sehr dicht besiedelt
und hat einen hohen Bevölkerungsanteil. Wer also von da kommt und in C
irgendwas zu erledigen hat wird eigentlich immer mit dem Kfz anreisen und
dementsprechend auch über jede Ringstraße und jedes Parkhaus froh sein.
Nicht umsonst hat Chemnitz erstaunliche viele große Einkaufstempel
(Chemnitz-Center, Alt-Chemnitz-Center, Neefe-Park, Sachsen-Allee,
Vita-Center), die sich ja auch irgendwo rechnen müssen und wohl auch tun,
denn sonst wären sie schon längst wieder verschwunden. Und wer halt vom
"Land" aus dahin fährt, der benötigt auch meist die Transportkapazitäten
eines Kraftfahrzeuges, denn wer will schon seine Einkäufe in den Überlandbus
schleppen?

Erweiterungen des "Chemnitzer-Modells" sind ja auch nur Richtung Norden
angedacht, da dort die Eisenbahnlinien relativ günstig verlaufen, ins
Gebirge rein, hat Chemnitz eine ungünstige Lage. Da fährt man mit der Bahn
um Berge herum, die man mit dem Auto einfach überquert.
Aber einige Probleme sind auch wirklich hausgemacht. So schafft man es ja
nicht einmal entlang der großen Ausfallstraßen eine grüne Welle
einzurichten, in der auch die Straßenbahn mitschwimmen könnte. Im Gegenteil,
man hat immer den Eindruck, dass die LSA (zu deutsch Ampeln) genau dann auf
Halt gehen, wenn die Straba abfahren könnte.
Das enden der Überlandlinien an den Straßenbahnendstellen bzw. in
Altchemnitz ist wahrlich nicht sehr vorteilhaft. Wobei da eigentlich schon
fast die Frage erlaubt sein dürfte, ob man nicht sogar mit dem Überlandbus
von da aus schneller bpsw. am Bahnhof ist, als mit der Tram?!
--
Carsten Weber
Dipl.-Ing. für Verkehrsingenieurwesen
Post by Ralph Sontag
Post by Dirk Grossmann
Post by Thomas Purkert
Und siehe da: Ausserhalb der Morgen-HVZ nur noch 15-Minutentakt bei
der Strassenbahn und den Buslinien, 20 Minuten ab 18:30.
Die Fahrgastzahlen werden durch diese Maßnahmen vermutlich nicht mehr
stark sinken, da sowieso nur Rentner, Schüler und Idealisten mitfahren.
Dieser Pessimismus ist doch ziemlich typisch für Chemnitz. Ich halte ihn
trotzdem für falsch. Die Stollberger Linie zeigt, daß die Bahn attraktiv
sein kann. Ich fürchte sogar, daß mit solchen Behauptungen "normale"
Fahrgäste, die sich nicht in diese Kategorien einordnen wollen, vertrieben
werden.
Ich hatte anfangs auch ökonomisches Verständnis für die Taktausdünnung,
bin aber nach den ersten Tagen Praxis eher heftig dagegen.
Das fängt damit an, daß man mit Kindern nicht immer auf die Minute wegkommt,
und wenn man sich nun ein wenig verspätet, muß man die Kleinen 15 Minuten
an der Haltestelle bei Laune und warm halten.
20 Minuten Wartezeit ist die Obergrenze, die (nicht alle) Menschen
tolerieren, wenn sie auf gut Glück zur Haltestelle kommen. Mit dem neuen
Fahrplan wird bereits zur Einkaufszeit bis 20:00 Uhr diese Frustrations-
toleranz ausgenutzt. Gelegenheitsfahrer werden das nicht lange
akzeptieren,
Post by Ralph Sontag
zumal durch die Rendezvoustreffen an der Zentralhaltestelle auf parallelen
Linien entweder alles auf einmal oder gar kein Fahrzeug kommt.
Viele Grüße!
Ralph.
--
* 0 ° O o ° Advent, Advent ... http://www.tu-chemnitz.de/advent ° o O ° 0 *
Hannes Kuhnert
2003-12-20 22:49:32 UTC
Permalink
Post by Carsten Weber
Tja ja, die Chemnitzer Verkehrspolitik ist schon seltsam.
Warum man (zumindest in früheren Fahrplänen) die Taktausdünnung schon eine
Stunde vor Ladenschluss (gerade auf der Linie nach Stollberg) beginnt ist
mir sowieso unklar. Aber das scheint in Chemnitz so üblich zu sein.
Um mal bei den beliebten Klischees zu bleiben: Um Acht kauft keine Oma mehr
ein.
Post by Carsten Weber
In Chemnitz muss man allerdings auch noch einige andere Randbedingungen
mit beachten.
Das sogenannte Hinterlande (sprich hier Erzgebirge) ist sehr dicht
besiedelt und hat einen hohen Bevölkerungsanteil. Wer also von da kommt
und in C irgendwas zu erledigen hat wird eigentlich immer mit dem Kfz
anreisen und dementsprechend auch über jede Ringstraße und jedes Parkhaus
froh sein. Nicht umsonst hat Chemnitz erstaunliche viele große
Einkaufstempel (Chemnitz-Center, Alt-Chemnitz-Center, Neefe-Park,
Sachsen-Allee, Vita-Center), die sich ja auch irgendwo rechnen müssen und
wohl auch tun, denn sonst wären sie schon längst wieder verschwunden.
Die Genehmigung der Einkaufszentren am Rande der Stadt war verfehlte
Politik, wie inzwischen von den Verantwortlichen eingesehen wurde. Dadurch
hatte und hat man ordentlich Probleme, die Innenstadt vollzukriegen, aber
langsam funktioniert es. Wenn ich die neueröffnete Billig-Tankstelle im
Neefepark richtig interpretiere, ist dieses Einkaufszentrum gerade am
Absaufen.
Post by Carsten Weber
Und
wer halt vom "Land" aus dahin fährt, der benötigt auch meist die
Transportkapazitäten eines Kraftfahrzeuges, denn wer will schon seine
Einkäufe in den Überlandbus schleppen?
Naja, die meistgekauften Massenkaufwaren sind ganz bestimmt
Standardlebensmittel und die gibt es auch in den Discountern und
Großmärkten des Erzgebirges.
Post by Carsten Weber
Erweiterungen des "Chemnitzer-Modells" sind ja auch nur Richtung Norden
angedacht, da dort die Eisenbahnlinien relativ günstig verlaufen, ins
Gebirge rein, hat Chemnitz eine ungünstige Lage.
Es gab Überlegungen, das Chemnitzer Modell auf die Erzgebirgsstrecken
auszudehnen. Letztendlich hat man sich aber für ein DB RegioNetz
entschieden, das hat wohl was mit Fördermitteln, die nur bundeseigene
Eisenbahnen bekommen können, zu tun.
Post by Carsten Weber
Da fährt man mit der Bahn
um Berge herum, die man mit dem Auto einfach überquert.
Aber einige Probleme sind auch wirklich hausgemacht. So schafft man es ja
nicht einmal entlang der großen Ausfallstraßen eine grüne Welle
einzurichten, in der auch die Straßenbahn mitschwimmen könnte. Im
Gegenteil, man hat immer den Eindruck, dass die LSA (zu deutsch Ampeln)
genau dann auf Halt gehen, wenn die Straba abfahren könnte.
Gegenbeispiel: Annaberger Straße zwischen Annenstraße und Wendeschleife
Altchemnitz. Oder auch, aber das ist meistenteils keine Ausfallstraße:
Stollberger Straße.
Post by Carsten Weber
Das enden der Überlandlinien an den Straßenbahnendstellen bzw. in
Altchemnitz ist wahrlich nicht sehr vorteilhaft. Wobei da eigentlich schon
fast die Frage erlaubt sein dürfte, ob man nicht sogar mit dem Überlandbus
von da aus schneller bpsw. am Bahnhof ist, als mit der Tram?!
Es gibt sogar eine Antwort auf diese Frage: Der Regionalbus ist unter
Nichtbeachtung stellenweise häufiger Staus überall schneller. Zum
Hauptbahnhof will aber kaum jemand, eher in die Innenstadt, und da ist die
Straßenbahn meist im Vorteil. Von Altchemnitz kommend zum Beispiel fährt
der Regionalbus aus historischen Gründen eine Ecke, mit der er die
Zentralhaltestelle umgeht.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
Dirk Grossmann
2003-12-20 12:47:46 UTC
Permalink
Post by Ralph Sontag
Post by Dirk Grossmann
Die Fahrgastzahlen werden durch diese Maßnahmen vermutlich nicht mehr
stark sinken, da sowieso nur Rentner, Schüler und Idealisten mitfahren.
Dieser Pessimismus ist doch ziemlich typisch für Chemnitz. Ich halte ihn
trotzdem für falsch. Die Stollberger Linie zeigt, daß die Bahn attraktiv
sein kann. Ich fürchte sogar, daß mit solchen Behauptungen "normale"
Fahrgäste, die sich nicht in diese Kategorien einordnen wollen, vertrieben
werden.
Ich hoffe nicht, dass durch meine Überspitzung die letzten "normalen"
Fahrgäste fernbleiben ;) Interessant ist, dass gerade die City-Bahn ein
gut gemischtes Publikum anzieht. Durchschnittlich 6000 Fahrgäste am Tag
zeigen den Erfolg.
--
Dirk Großmann,
aus der Heimat.
Hannes Kuhnert
2003-12-19 13:26:52 UTC
Permalink
Post by Thomas Purkert
Ich browse gerade wg. Fahrplanaenderungen 14.12.03 durchs Netz und
kam zufaellig auch grad auf die CVAG-Seite.
Und siehe da: Ausserhalb der Morgen-HVZ nur noch 15-Minutentakt bei
der Strassenbahn und den Buslinien, 20 Minuten ab 18:30.
War bislang nur der Abendverkehr ein Witz, ist es dies fuer die
Hauptverkehrsachsen einer Stadt mit 250k Einwohner erst recht....
Bisher gab es von 18:30 bis 20:00 einen 15-Minuten-Takt. Der jetzige
20-Minuten-Takt mit Anschlüssen an der Zentralhaltestelle ist mir bedeutend
lieber.

Viel schlimmer finde ich den Stundentakt ab 21:30. Meines Erachtens sollte
man den Halbstundentakt bis 0:30 durchziehen, auch wenn klar ist, dass die
Busse und Bahnen zunächst recht leer sein werden.
Post by Thomas Purkert
Bei solchen Takten kommt man bald ja an die Grenze, wo man die
Trams gegen Gelenkbusse tauschen kann....
Das hätte man schon vor Langem machen können. Fünf-Minuten-Takt am Morgen
und am Nachmittag und sonst 15-Minuten-Takt müssten gerade so ausreichen.
--
Hannes Kuhnert, Chemnitz
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