Post by Martin KuschPost by Ingolf BergerSomit handelt es sich hier um eine Schnellbahnfahrzeug, was für weite
und sehr aufkommensstrake Strecken geeignet ist . nicht aber für den
Versuch eine Straßenbahnnetz mit Flächenerschließungsfunktion zu ersetzen.
Hatte Stuttgart Ende der 70er Jahre noch so ein Netz überhaupt?
Das Stuttgarter Netz ist (mal als positive Anmerkung) im Vergleich zu
vielen anderen westdeustchen Städten (insbesondere im Ruhrgebiet) auch
heute ziemlich dicht. U.a. deshalb, weil man das ursprüngliche
Stadtbahnkonzept nicht verwirklicht hat. Hätte man sich stur daran
gehalten, gäbe es heute eine ganze Menge Strecken weniger. Und immerhin
hat man ja auch einige STrecken komplett neu gebaut.
Doch nun zur Kritik:
Das was (aus heutiger Sicht mit wenig Sinn) stillgelegt wurde und starke
Fahrgastströme auufweist hätte man mit den Finanzmitteln
(wieder-)aufbauen können, die für die teuren Tunneltrassen u.s.w.
ausgegeben wurden.
Post by Martin KuschPost by Ingolf BergerDie Folge sind städtebaulich unbefiedigende Lösungen sowie die
Notwendigkeit, das gesamte Straßenabhennetz mit hohem Kostenaufwand
weitegehend räumlich zu separieren oder gleich in Konfliktfällen (oder
allein nur der Angst davor - Einzelhändler mit ihrem Parkplatzwahn
lassen grüßen) unter die Erde auszuweichen.
Um den ÖPNV attraktiver zu manchen, muss man ihn auch weitgehend "frei
Bahn" schaffen, aus meiner Sicht sind eigene Trassen die beste Lösung, oder?
Das Ziel ist klar: der ÖPNV soll Vorrang bekommen.
Doch dies muß nicht immer "besonderer, separierter Gleiskörper" bedeuten
und ist auch nicht immer notwendig - z.B. in wenig befahrenen Straßen.
Desweiteren gibt es das Prinzip der "dynamischen Straßenraumfreigabe",
wo die Ampelschaltungen so koordiniert werden, daß die Bahn den
jeweiligen Pulk an Fahrzeugen über meherer Kreuzungen hinweg anführt
(wird z.B. in HAnnover erfolgrich praktiziert). Dies funktioniert auch
(ohne stärkere Einschränkung der Kapazität für den Straßenverkehr und
Verringerung der Geschwindigkeit der Straßenbahn) auch bei stark
befahrenen Straßenabschnitten.
Oft erreicht man eben durch einfache organistorische Maßnahmen mehr für
den ÖPNV als mit so manch teurem Tunnel. Die Tunnellösung widerum
fördert fast immer auch die Bedingungen für den Autoverkehr.
Und selbst, wenn man mit einer Tunnellösung eine um wenige Augenblicke
schnellere Fahrzeit erreicht, sollte aus Kostengünden immer noch
abgewogen werden: Lohnt sich für den kurzen Fahrzeitgewinn wirklich
dieser extrem hohe Mehraufwand gegenüber der Oberflächenlösung.
Aber oft ist dies nicht einmal der Fall...
Post by Martin KuschFrage: Ist es wirklich billiger eine klassische Straßenbahn in
Straßenmitte zu bauen und 100% der Kosten zu tragen oder (teilweise) im
Tunnel und nur 15% der (Investitions-) Kosten zu tragen. Das wäre doch
mal interessant herauszufinden.
Dazu habe ich sofort folgende Anmerkungen/Fragen:
1. Auch GVFG- (und andere) Fördermittel sind Steuergelder und somit im
Falle zu aufwändiger Bauwerke immer noch rausgeschmissenes Geld.
2. Eine Tunnelstrecke kostet auch heute üblicherweise das fünf- bis
zwanzigfache (je nach örtlichen Gegebenheiten) einer Oberflächenstrecke.
3. Betriebskosten: Tunnelstrecken kosten im Betrieb viel mehr als eine
Oberflächenstrecke. Und das wird durch keinen Fördertopf subventioniert.
Man rechnet mindestens mit doppelt so hohen Kosten, bei Stationen (z.B.
mit Rolltreppen, Aufzügen) ist das noch viel mehr.
4. Auch eine Oberflächenlösung läßt sich (fast immer) an die
GVFG-Kriterien anpassen.
So kann man einen aufgepflasterten Gleiskörper (8cm) einrichten, der von
Fußgängern gut gequert
werden kann und für Rettungsfahrzeuge befahrber ist.
5. Soweit mir bekannt, wurde das GVFG etwas novelliert.
So liegt es heute in der Verantwortung der Länder,
den Anteil an besonderem Gleiskörper auf 100% festzulegen. Zulässig ist
inzwischen
eine Betrachtung des Nutzens der Gesamtmaßnahme (z.B. Fahrzeitgewinn) -
und nicht eine
mehr zwingend erforderlich ist eine genaue Festlegung der Gleiskörperarten.
Post by Martin KuschPost by Ingolf BergerAber mit dem Gedanken, ein "optimiertes" Netz zu haben: Strecken die
etwas aufwändiger sind (Bergstrecken, enge Kurven) werden geopfert und
dem Bus überlassen.
Stimmt, der Bus steht jetzt täglich im Stau. Hier muss auch noch einiges
passieren.
Post by Ingolf BergerPost by Martin KuschWelche Strecken wurden denn eingestellt, die jetzt wirklich auf die
Stadtbahn zurückzuführen sind, hmmm?
Obertürkheim.
Jein, Parallel-Verkehr mit der S-Bahn (--> VVS-Vertrag)
Wenn das mal wirklich Parallelverkehr gewesen ist: Straßenbahn im
ziemlich dichten Takt mit mehreren Zwischenstaionen und anderer
Streckenführung in die Innenstadt vs. eine seltener fahrende S-Bahn ohne
Zwischenhalte im stillgelegten Abschnitt. Wäre das wirklich
Parallelverkehr gewesen, hätte man auf den heute fahrenden Ersatzbus
verzichten können.
Post by Martin KuschPost by Ingolf BergerMan bracuht nur in das benachbartze Karlsruhe oder Strasbourg zu
gehen, um zu sehen, wie man heutzutage Straßenbahnen städtebaulich
integrieren kann - an der Oberfläche zu einem Bruchteil der Kosten.
Beide Konzepte stammen aus neuerer Zeit, wobei Musterbeispiel Karlsruhe
jetzt auch stark nach Stuttgart schielt ;-)
Da in Stuttgart ein Großteil der Strecken "erst" in den neunziger Jahren
umgebaut wurde, wäre für einige Teilnetze wahrscheinlich eine
Neukonzeption möglich gewesen.
So etwas erfolgt ja gegenwärtig in Köln, wo das Netz in ein Hochflur-
und Niederflurbereich geteilt wurde.
In Hannover hat man in den neunziger Jahren intensiv über eine solche
Teilumstellung diskutiert, wo man einige Strecken "verniederflurt" und
um neue Innenstadtstrecken (als Ersatz stark belasteter Buslinien)
ergänzt hätte. Leider ist dies nicht erfolgt und als Ergebnis wird eine
innerstädtsiche Strecke (zum Zoo) nicht mehr wieder in Betrieb
genommen, u.a. weil man in den betroffenen Straßen keine Hochbahnsteige
haben möchte bzw. nicht sinnvoll eingebaut bekommt. Also bleibt wieder
nur der Bus...
Post by Martin KuschPost by Ingolf BergerDas nbeantwortet meine Farge nicht: Wem gehören die Tunnelstrecken is
Stuttgart und wer hat sie bezahlt? Und wer trägt die Kapitalkosten?
Die Rechtsform des Unternehmens ist dabei egal.
Alle Anlagen gehören der SSB.
wer hat deren Bau bezahlt und trägt die Kapitaltilgunkskosten. Kann ja
trotzdem die Stadt machen (und ist oft so üblich).
Viele Grüße
Ingolf