Ralph Sontag
2013-06-27 07:44:24 UTC
Artikel aus der Freien Presse:
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TOP-THEMA/Chemnitz-Fahrgaeste-duerfen-nur-noch-vorn-einsteigen-artikel8439998.php
Galt die Regelung bislang nur nachts, so sollen die Hintertüren der CVAG-Busse
ab August für den Einstieg generell dicht bleiben
In der Hauptstadt ist es längst gang und gäbe, auch in Zwickau: Ab August
sollen nun auch in Chemnitz die Hintertüren von Bussen ganztags für Einsteiger
geschlossen bleiben. Aussteigen soll hingegen nicht mehr durch die Vordertüren
möglich sein. Dann weitet die CVAG die bislang nachtsgeltende Regelung auf den
ganzen Tag aus, wie das Unternehmen bestätigte.
Der Nahverkehrsbetrieb verspricht sich davon Vorteile: So soll durch bessere
Kontrollmöglichkeiten die Anzahl der Schwarzfahrten gesenkt werden. Schließlich
muss jeder Gast am Fahrer vorbei und sein Ticket vorzeigen. Überdies gehe es um
mehr Schutz für die Fahrgäste etwa vor Randalierern, so Sprecher Stefan Tschök:
"Beim Einstieg durch nur eine Tür hat unser Personal einen besseren Überblick,
wer im Fahrzeug ist." Obendrein soll das Ein- und Aussteigen reibungsloser
verlaufen: "Heute ist es oft so, dass Fahrgäste einander im Wege stehen, weil
einer durch die Vordertür raus will, ein anderer rein." Die Geräte zur
Ticket-Entwertung bleiben im Bus: "Im Idealfall können Fahrgäste dann mit
Schein weiterrücken, während ein Fahrgast ohne Schein noch beim Fahrer
bezahlt."
Allerdings zweifeln Kritiker, dass das Ein- und Aussteigen tatsächlich
flüssiger wird. Als langjähriger Kunde mit Monats-Abo sprechen etwa die
Erfahrungen von Erik Markert dagegen: "Sobald zwei Kinderwagen oder Fahrräder
an der hinteren Tür im Bus stehen, ist zügiges Nachrücken kaum möglich", sagt
der Ebersdorfer, der als TU-Mitarbeiter mit der Linie 21 zur Zentralhaltestelle
fährt.Auch viele ältere Fahrgäste könnten nicht so schnell nachrücken. Bei der
CVAG setzt man dabei auf Augenmaß und Fingerspitzengefühl: "Wenn der Fahrer
Kinderwagen oder Fahrräder am Bahnsteig sieht, öffnet er die Hintertür für
sie", so Tschök. "Und rollt ein Bus der Linie 51 an eine von Studenten
übervolle Haltestelle am Campus, so besteht unser Fahrer nicht darauf, dass
alle 32 Fahrgäste vorn einsteigen."
Stammgast Markert zweifelt allerdings auch an den Kontrollmöglichkeiten:
Bereits jetzt kämen in den Nachtstunden Fahrgäste durch die Hintertür herein.
Stammgäste fürchten, dass der Fahrer im Hochbetrieb kaum Tickets prüfen kann.
Die CVAG setzt hingegen darauf, die Hemmschwelle für Schwarzfahrer zu erhöhen.
Tschök rechnet vor: "Wenn wir die Verluste durch sie halbieren, würde das
200.000Euro bringen." Bewähre sich das Modell, dann könne man die Kontrolleure
stärker in Straßenbahnen einsetzen, wo Ein- und Ausstieg wegen der größeren
Fahrgastzahl unverändert bleiben sollen.
Überdenkenswert findet Abo-Kunde Markert die Änderung indes vor allem, weil er
fürchtet, dass Busse wegen des Mehraufwandes für die Fahrer deutlich länger
unterwegs sein werden: "Bereits bei einer zusätzlichen Einstiegszeit von 30
Sekunden pro Haltestelle verlängert sich die Fahrzeit
Ebersdorf-Zentralhaltestelle um sieben Minuten." Damit werde die
Bus-Beschleunigung durch Ampelumbauten ad absurdum geführt. Auch CVAG-Sprecher
Tschök schließt längere Fahrzeiten nicht aus: "Auf stark nachgefragten Strecken
könnte die Flüssigkeit des Systems leiden." Doch er fügt hinzu: "Wenn Fahrgäste
einander im Weg stehen und den Eingang verstopfen, bedeutet das größere
Zeitverluste."
Das deckt sich mit der Aussage des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen:
Dort berichtet man von bundesweit guten Erfahrungen mit dem Vordereinstieg.
"Selbst auf der Touristenlinie100 in Berlin, auf der viele Fahrgäste erst
Tickets kaufen, bleibt der Verkehr flüssig", so der Leiter des Hauptstadtbüros,
Wolfgang Schwenk.
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TOP-THEMA/Chemnitz-Fahrgaeste-duerfen-nur-noch-vorn-einsteigen-artikel8439998.php
Galt die Regelung bislang nur nachts, so sollen die Hintertüren der CVAG-Busse
ab August für den Einstieg generell dicht bleiben
In der Hauptstadt ist es längst gang und gäbe, auch in Zwickau: Ab August
sollen nun auch in Chemnitz die Hintertüren von Bussen ganztags für Einsteiger
geschlossen bleiben. Aussteigen soll hingegen nicht mehr durch die Vordertüren
möglich sein. Dann weitet die CVAG die bislang nachtsgeltende Regelung auf den
ganzen Tag aus, wie das Unternehmen bestätigte.
Der Nahverkehrsbetrieb verspricht sich davon Vorteile: So soll durch bessere
Kontrollmöglichkeiten die Anzahl der Schwarzfahrten gesenkt werden. Schließlich
muss jeder Gast am Fahrer vorbei und sein Ticket vorzeigen. Überdies gehe es um
mehr Schutz für die Fahrgäste etwa vor Randalierern, so Sprecher Stefan Tschök:
"Beim Einstieg durch nur eine Tür hat unser Personal einen besseren Überblick,
wer im Fahrzeug ist." Obendrein soll das Ein- und Aussteigen reibungsloser
verlaufen: "Heute ist es oft so, dass Fahrgäste einander im Wege stehen, weil
einer durch die Vordertür raus will, ein anderer rein." Die Geräte zur
Ticket-Entwertung bleiben im Bus: "Im Idealfall können Fahrgäste dann mit
Schein weiterrücken, während ein Fahrgast ohne Schein noch beim Fahrer
bezahlt."
Allerdings zweifeln Kritiker, dass das Ein- und Aussteigen tatsächlich
flüssiger wird. Als langjähriger Kunde mit Monats-Abo sprechen etwa die
Erfahrungen von Erik Markert dagegen: "Sobald zwei Kinderwagen oder Fahrräder
an der hinteren Tür im Bus stehen, ist zügiges Nachrücken kaum möglich", sagt
der Ebersdorfer, der als TU-Mitarbeiter mit der Linie 21 zur Zentralhaltestelle
fährt.Auch viele ältere Fahrgäste könnten nicht so schnell nachrücken. Bei der
CVAG setzt man dabei auf Augenmaß und Fingerspitzengefühl: "Wenn der Fahrer
Kinderwagen oder Fahrräder am Bahnsteig sieht, öffnet er die Hintertür für
sie", so Tschök. "Und rollt ein Bus der Linie 51 an eine von Studenten
übervolle Haltestelle am Campus, so besteht unser Fahrer nicht darauf, dass
alle 32 Fahrgäste vorn einsteigen."
Stammgast Markert zweifelt allerdings auch an den Kontrollmöglichkeiten:
Bereits jetzt kämen in den Nachtstunden Fahrgäste durch die Hintertür herein.
Stammgäste fürchten, dass der Fahrer im Hochbetrieb kaum Tickets prüfen kann.
Die CVAG setzt hingegen darauf, die Hemmschwelle für Schwarzfahrer zu erhöhen.
Tschök rechnet vor: "Wenn wir die Verluste durch sie halbieren, würde das
200.000Euro bringen." Bewähre sich das Modell, dann könne man die Kontrolleure
stärker in Straßenbahnen einsetzen, wo Ein- und Ausstieg wegen der größeren
Fahrgastzahl unverändert bleiben sollen.
Überdenkenswert findet Abo-Kunde Markert die Änderung indes vor allem, weil er
fürchtet, dass Busse wegen des Mehraufwandes für die Fahrer deutlich länger
unterwegs sein werden: "Bereits bei einer zusätzlichen Einstiegszeit von 30
Sekunden pro Haltestelle verlängert sich die Fahrzeit
Ebersdorf-Zentralhaltestelle um sieben Minuten." Damit werde die
Bus-Beschleunigung durch Ampelumbauten ad absurdum geführt. Auch CVAG-Sprecher
Tschök schließt längere Fahrzeiten nicht aus: "Auf stark nachgefragten Strecken
könnte die Flüssigkeit des Systems leiden." Doch er fügt hinzu: "Wenn Fahrgäste
einander im Weg stehen und den Eingang verstopfen, bedeutet das größere
Zeitverluste."
Das deckt sich mit der Aussage des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen:
Dort berichtet man von bundesweit guten Erfahrungen mit dem Vordereinstieg.
"Selbst auf der Touristenlinie100 in Berlin, auf der viele Fahrgäste erst
Tickets kaufen, bleibt der Verkehr flüssig", so der Leiter des Hauptstadtbüros,
Wolfgang Schwenk.